MatschFinder LyonerTour, oder: 18 kleine Mountainbiker ... 09. – 13.06 2004
„Einmal rund ums Saarland“
Prolog Seit 1998 nutzen die Matschfinder die verlängerten
Wochenenden über Christi Himmelfahrt oder Fronleichnam zum Konditionstanken, zum Testen der Belastbarkeit von Mensch und Material, sowie zur Vorbereitung auf größere Touren, wie eine
Alpenüberquerung, die damals so ein Wunschtraum von uns allen war. An die wir uns aber nicht so recht heranwagten. Also tasteten wir uns so nach und nach bei unseren Himmelfahrtstouren an
größere Aufgaben und Berge heran. Diese Touren führten uns nacheinander zur Schwäbischen Alp (hier gibt´s keinen Bericht und nur wenige Fotos; man weis aber noch, dass es ziemlich
geregnet hat, neblig und kalt war’s), in den Schwarzwald, nach Oberstdorf, in die Vogesen, über den Thüringer Rennsteig und in den Schatten der Eiger Nordwand. In
diesem Jahr wurde die Tour getreu dem Motto: „Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ geplant, eine mit den Jahren gereifte Idee - „Einmal rund ums Saarland!“ - sollte in die Tat umgesetzt werden. Den Saarland Rundwanderweg mit dem Mountainbike? Verrückt? –Nein anspruchsvoll! Einige Teilstrecken des Saarländischen Rundwanderweges kannten wir schon, sowohl aus der näheren Umgebung
(Hänsel und Gretel Pfad bei Sengscheid), als auch von weiter weg, wie den Weg am Keltenring (oder auch Hunnenring
) oder einen Teilabschnitt durch den Warndt. Immer wieder haben wir in den letzten Jahren Teile des Wanderweges
auf unseren Touren durch die Heimat befahren. Doch spätestens, als wir 2000 bei einer verlängerten Samstagstour die Bliesgauschleife wegen Zeitüberschreitung
abbrechen mussten keimte in uns der Wunsch den Saarländischen Rundwanderweg an einem Stück zu fahren. Der
Wunsch wurde zur Traumtour stilisiert und reihte sich in der Rangfolge nach Alpenüberquerung, Pyrenäen Durchquerung, Jacobsweg und dem GR 5 ein.
In diesem Jahr sollte es dann endlich soweit sein. Nach unserem ersten Alpencross 2003, wollten wir die
Herausforderung in unserer Heimat annehmen. Dank guter Karten (LKVK) und teilweise bekannter Unterkünfte war der Plan schnell gemacht und die Tagesstrecken zwischen 70 und
100 Kilometer eingeteilt. Diese sollten doch für Alpendurchquerer im Mittelgebirge locker zu schaffen sein.
Die Höhenmeter, gibt´s so was im Mittelgebirge überhaupt, wurden lässig von den Karten abgegriffen und mit 4000 Höhenmetern für die gesamte Strecke grob geschätzt.
Als unser Führer uns diese Daten unterbreitete schlugen wir unter der Hand als Erfahrungswert noch
1000 Höhenmeter dazu. Ob dieser lockeren Daten hatten sich 18 Personen zur Tour gemeldet (für
eine ernst zunehmende Tour eigentlich zu viel). Der Gepäcktransport wurde geregelt. An dieser Stelle
noch einmal ein Dankeschön an die Helferinnen im Hintergrund, allen voran UK, die unser Gepäck
unbemerkt von Quartier zu Quartier kutschierten, so dass wir unbeschwert mit leichtem Tagesgepäck locker (?!) unsere Etappen in Angriff nehmen konnten.
Die Unterkünfte wurden gebucht und alles fieberte dem Start entgegen.
09.06.04 Elversberg - Sitterswald (62,55km; 3:45h, 1100 m auf, 1100 m ab)
Die Auftaktetappe am Mittwoch den 09. Juni 2004 verlief denn auch gleich mit Hindernissen. 13 Personen sollten um 14:00 Uhr
starten, doch bei so einer Zahl kommt der eine oder andere schon mal zu spät. Endlich ging´s bei herrlichem Sonnenschein Richtung Kirkel, wo wir in den Saarland Rundwanderweg einsteigen wollten
und prompt von der ersten Reifenpanne aufgehalten wurden. Die Diagnose: glatter Durchschlag beim Überfahren einer als Wurzel getarnten Stufe. Unter den fachkundigen Kommentaren der
Mitbiker war die Panne schnell behoben und weiter ging´s den
nächsten drei Reifenpannen entgegen, die sich alle am Bike unseres Mitfahrers aus dem Tal ereigneten. Nicht schlecht für die ersten 40 – 50 km, wenn man bedenkt,
dass wir auf dem Alpencross 2003 keinen einzigen Reifen reparieren mussten. Nebenbei wurde auch noch gefahren und dabei ließen wir keinen Berg mehr aus.
Getreu dem Matschfinder Motto „Wir fahren über und nicht um die Berge“, könnte das Profil der Tour von uns entworfen worden sein. Die verlorene Zeit
holten wir durch eine etwas schärfere Gangart einigermaßen wieder ein und trafen dann so gegen 19:00 Uhr in unserer 1. Unterkunft, dem Hotel am Markt in Sitterswald ein. 65 Kilometer und 1100 Höhenmeter lagen hinter uns. Wir wurden
von zwei weiteren Tourteilnehmern (MarkusZ und MarkusH) erwartet, die sich die erste Etappe geschenkt hatten.
Es gab viel zu erzählen und aufzuarbeiten an diesem Abend, deshalb wurde es etwas zu spät, die Etappendaten führten zu zweierlei Interpretationen:
Die Optimisten: „Nur noch 3000 Höhenmeter, der Rest wird locker!“; die Realisten: „Doo komme meeh wie 5000 Höhemeeder
zesamme, das wärre bestimmt 6 bis 7 dausend!“
10.06.04 Sitterswald – SLS/Picard (113 km; 7:05h, 2025 m auf, 2060 m ab)
Nach einem reichhaltigen, den Tageserwartungen gerechtem Frühstück und ersten Reparaturen setzten
wir gegen 9:00 Uhr unsere Tour bei immer noch schönem Wetter fort. War es die Müdigkeit ob der kurzen Nacht, oder der Bärlauch vom abendlichen Menü, oder der strahlende Sonnenschein die
unseren Guide zu einer neuen Variante der Routenführung greifen ließen. Jedenfalls landeten wir nach
einer steilen Auffahrt von Bliesransbach aus, trotz aller Einwände unserer Rennsemmel, über eine steile Abfahrt nach Bliesransbach, um dort den Fronleichnamsumzug zum zweiten Mal zu bewundern. Der
Spott war gerHard gewiss und ihm die Scham ins Gesicht geschrieben. Über Eschringen und die Dorndorfhütte gelangten wir schließlich nach Sengscheid, wo BerndR, Hanno,
die beiden Gastfahrer aus Hessen (Anmerkung der Redaktion: die fahren immer mit, wenn an ihren Rädern größere Reparaturen anstehen) und Uwe zu uns stießen. Nun war die Truppe komplett und wir setzten unseren Weg über den Stiefel, Schwarzenberg,
Kaninchenberg, Spicherer Höhe, Drahtzugweiher, Krughütte in den Warndt fort. Wobei wir des Öfteren sowohl im Wald, als auch in unserer Landeshauptstadt auf steil hinaufführende Treppen trafen
, wie sich das für einen Fußwanderweg auch gehört. Wir kamen auf der ganzen Tour auch immer wieder an Wegstücke, die unserer Einschätzung noch von kaum eines Wanderers Fuß betreten
worden war, da sie zu steil, ausgewaschen, voller Wurzeln und Steinen waren, dass man Angst haben
musste darüber zu laufen. Wir konnten jedoch glücklicherweise fahren. Steile Anstiege und stark
abweichende Fitnessgrade rissen die Gruppe immer wieder weit auseinander. Vorne wurde gewartet, während hinten die Kondition immer mehr nachließ. Kurz vor Geislautern ließ ein steiler Anstieg Gastfahrer MarkusH schließlich an dem
Unterfangen zweifeln und er nahm dankbar das Angebot an, die Tour an der Saar entlang abzukürzen.
Endlich wurde das Tempo etwas zügiger, doch da zwangen defekte Züge (Hessenfraktion) und platte Schläuche wieder zur Rast. Der Verdacht kam auf, dass besonders Gastfahrer aus fernen
Bundesländern regelmäßig unsere Touren benutzen, um Wartungsarbeiten an ihren Bikes durchführen zu lassen. Offenbar haben sich die „Schrauberkünste“ einiger Matschfinder schon in Hessen
herumgesprochen. Ein aufziehendes Gewitter veranlasste uns die Tour über die Strasse abzukürzen und im Stile eines Mannschaftszeitfahrens in Piccard einzufallen. Mit den ersten
Regentropfen erreichten wir unsere 2. Unterkunft die Taffingsmühle. 113 Kilometer und etwas mehr als 2000 Höhenmeter standen heute auf dem Tacho. Nach einem
guten Abendessen und ausgiebig isotonischen Getränken fielen wir alle todmüde in unsere Betten.
11.06.04 SLS/Picard - Mettlach (66km; 5:05h, 1455 m auf, 1470 m ab)
Der Himmel war noch Wolken verhangen, als wir uns am nächsten Morgen um 9.00 Uhr aufmachten, über Felsberg
zur Siersburg hoch zu klettern. Dort oben genossen wir die Aussicht über das Saartal. Nach einer kurzen Rast ging es
wieder hinunter und dann wieder hinauf zum Nakberg hoch über der Saar gegenüber Merzig. Am Gipfelkreuz sammelte sich wieder die Truppe, genoss die
Aussicht über das Saartal. Die Jungspunde setzten sich wieder in Bewegung, die Erfahreneren sammelten sich und vergessene Rucksäcke ein und folgten der Spitze
- immer die rot-weiße Markierung im Blick - bis nach Dreisbach zum Fuße der Cloef. Dort bemerkte unsere hessischer Gastfahrer endlich seinen fehlenden Rucksack. Er wurde kreidebleich, denn seine ganzen Papiere befanden sich in
selbigem. Auf die Frage, wann er ihn zuletzt gesehen habe und wie das Ding denn aussehe, antwortete er: „Nakberg! Und er sieht aus wie jener, den ThK auf dem Rücken trägt!“ Als Antwort schallte es
ziemlich einstimmig zurück: „Ei doo musche zerickfaahre unn das Ding hole!“ PJ bot sich an, ihn auf dieser Fahrt zu begleiten. Als er sein
Rad wendete konnte der Rest der Truppe dann doch nicht so grausam sein und überreichte ihm
feierlich sein vermisstes Teil. Langsam kehrte wieder Farbe in sein Gesicht zurück. Dann ging es endlich weiter hoch zur Cloef, über einen wunderschöne Steig, „Wie in den Bergen, in Oberstdorf!“ fühlten sich
einige und tatsächlich gab es den einen und anderen (2 Hessen) welche die Saarschleife so noch nie gesehen hatten. Obwohl MarkusH sich am Morgen von uns
verabschiedet hatte und zuerst an seiner Kondition feilen wollte, bevor er wieder mit uns fährt, war unser Durchschnittstempo nur
unwesentlich höher als am Vortag. Das veranlasste uns die Etappe abzukürzen und statt von Orscholz aus noch die Moselschleife
dran zu hängen, direkt nach Mettlach hinunter zu fahren.
Vor dem Einchecken im Hotel sollte noch der Flüssigkeitshaushalt durch Aufnahme isotonischer Getränke ausgeglichen werden. Als geeigneter Ort wurde der ruhige Ort der Abteibräu auserkoren, wo
ein Mengenrabatt bei der Abnahme größerer Getränkemengen in Form von Saarschleifen die Kassen der Biker schonte. Die fachkundige Analyse der Marktgesetze führte zu dem
Schluss, dass eine mehrfache Inanspruchnahme dieses Rabatts, zwangsläufig auch zu einer größeren Einsparung
führen müsse. Diese Theorie wurde gleich in der Praxis überprüft und bestätigt. Ein heftiger Regenschauer ließ
uns noch eine Weile bei einigen Runden Saarschleifen verweilen. Der Regen lies nach und zufrieden begann man
sich auf den Weg zum Hotel vorzubereiten. Ein plötzlich aufziehender Regenschauer beschleunigte jedoch die
Aufbruchsaktionen und führte zu wahren Blitzstarts in der Truppe. H.M. übersah dabei jedoch, dass sein Lenker quer und ein Fuß noch nicht richtig auf dem Pedal stand. Diese Situation führte zu einem Überqueren
des Bikes von einer Seite zur anderen. Diese gelungene Vorführung wurde
von den anwesenden Zuschauern mit Applaus belohnt. Bei unserer Rennsemmel führte Nummer zu einem Lachflash, der jedoch wegen der beleidigten Rippen etwas spärlich ausfiel, was diesen
dennoch nicht davon abhielt, beim abendlichen Zusammensitzen diese Nummer noch einmal in allen Einzelheiten zu beschreiben. An diesem Tag hatten wir mit 13- 14er Schnitt gerade mal 66
Kilometer und 1455 Höhenmeter bis zu unserer Unterkunft dem Hotel zur Post in Mettlach geschafft Das Ambiente dieses älteren Hauses stimmte uns etwas wehmütig, wobei die
unterschiedlichen Preise für die Betten in ein und dem selben Zimmer wieder Für neuen Gesprächsstoff sorgten, ebenso
wie der Sprachkurs, den unser adeliger Rechtsverdreher mit einem Beo veranstaltete.
12.06.04 Mettlach – Bliesen (82,60km; 5:05h, 1500 m auf, 1340 m ab
Ein verstimmter Magen und Übelkeit veranlassten Thomas am Samstagmorgen die Heimreise
anzutreten. Dem Karnevalist unter uns: Ali fiel nun prompt die Geschichte von 18 kleinen Mountainbikern... ein.
Die Schwere der beiden letzten Tagesetappen, veranlasste uns die Etappe von Mettlach nach St. Wendel zuerst auf den SaarRadlandweg über Losheim nach Weiskirchen abzukürzen. Bei Reidelbach waren wir dann wieder auf dem Saarländischen
Rundwanderweg. In ständigem Auf und Ab (awer dass wolle mir jo so!) und jetzt auch noch mit Regen auf schmierigem Boden bis zur Primstalsperre, dann aufwärts zum Keltenring, wo wir von Gewitter und Hagel heimgesucht werden.
Unter einer Plane finden wir Schutz und kühlen so langsam richtig aus. Nachdem der Regen nachgelassen hat, überschreiten wir vor Kälte zitternd den Verteidigungswall der Kelten. Wir fühlen uns wie unsere
Vorfahren! Dann die lange Abfahrt nach Schwarzenbach und selbst die Auffahrt zum Petersberg kann das Frostgefühl nur unwesentlich aus unseren Körpern
vertreiben. Vorbei am Bostalsee, kurz vor der Elzenbergermühle, können wir uns im Römerhof bei Kaffee und Kuchen aufwärmen. Über die Strasse der Skulpturen
erreichen wir schließlich am späten Nachmittag nach 82 Kilometern und 1500 Höhenmetern die Wallesweiler Mühle in Bliesen, wo gerade noch rechzeitig vor
ordentlichen Regenguss eintreffen. Dort ist für uns Quartier gemacht und wir werden rundum verwöhnt, so dass die Kälte – deshalb wohl auch Keltenring – und das schlechte Wetter schnell vergessen waren.
13.06.04 Bliesen – Elversberg (69,30km; 4:45h, 1100 m auf, 1020 m ab)
Frohgemut versammelte sich die Mannschaft morgens zum Start der letzten Etappe Richtung Heimat. Bekanntes Gelände lag vor uns und wenn man den im Vorfeld prognostizierten Höhenmetern glauben
durfte, dann sollte diese Etappe nur noch 2000 Höhenmeter bergab führen. Der Kniebrecher in St.
Wendel war der erste der nun noch folgenden bergab führenden Auffahrten dieser Etappe. Kaum oben
– eigentlich müsste es ja unten sein- stoppte uns ein Plattfuß am Bike von MarkusZ. Die Pause führte zu Diskussionen über den Verlauf der Strecke des St. Wendeler MTB Marathons mit anschließendem
Setzen von diversen Kasten isotonischer Getränke und mehrerer Rollbraten. Weiter ging´s, die beiden folgenden Reparaturversuche am gleichen Hinterrad, bei dem der Schlauch auf Grund des
zerschlissenen Mantels keine Lust mehr hatte, ließen MarkusZ verzweifeln und die Heimfahrt mit der Bahn fortsetzen ( 18 kleine Mountainbiker .....). Weiter ging
unsere Fahrt über Fürth (kurz, steil und dann schlammig) nach Münchwies (lang und steil), zum Höcherberg, dann abwärts teilweise über Trails, die North Shore-Gefühle
(Insidersprache/fachchinesisch: Trails sind bei uns Päddcher und North Shore –Stadt in Kanadasteht für in den Wald gezimmerte Wege, Brücken und Stege) hoch kommen ließen, bis zum Jägersburger Weiher. Als sich dort
BerndR, Uwe und Hanno wegen Zeitlimit von uns verabschiedeten war das Lied von den 18 kleinen Mountainbikern fast komplett. Über die Orangerie bei Homburg, Emilienruhe, Schwarzenacker, Wörschweiler, Kirkel, Menschenhaus
erreichten wir schließlich am Nachmittag wieder Elversberg. Mit den 69 Kilometern und den 1100 Höhenmetern der letzten Etappe haben wir in den vergangen 5 Tagen 400 Kilometer und 7000
Höhenmeter (!) zurückgelegt. Jeden Tag ein Marathon – für das Saarland nicht schlecht, was braucht man da noch die Alpen.
Beim Abschlusstreffen wurde verabredet die abgekürzten Strecken auf jeden Fall zeitnah nachzufahren und das Lied von den 18 kleinen
Mountainbikern zu vollenden. Mittlerweile ist das Lied fertig und kann zusammen mit Bildern der Tour im Internet unter www.matschfinder.de nachgesungen werden.
Fazit
- Eine gelungene Tour. Auch die Heimat hat viel zu bieten:
- Viele steile Anstiege und kniffelige Abfahrten
- Gute Unterkünfte und gute Verpflegung, von den isotonischen Getränken gar nicht zu reden
- idyllische Ecken und super Trails
- Orte mit mehreren Fronleichnamsprozessionen
- hübsche Mädchen und ein dankbares Publikum, das bei Stunts eifrig applaudiert
Vielen Dank an gerHard, der das Grundgerüst dieses Berichtes erstellt hat.
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