Von Tunneln, Schipisten, Marmorwegen und einigen Kübeln
Übersicht: 1. Vorbereitung 2. Bregenz - Partenen 3. Partenen - Compatsch 4. Compatsch - Tarschs/Vinschgau 5. Tarschs - St. Walburg/Ultental 6. St. Walburg - Revo 7. Revo - San Antonio/Pizola 8. San Antonio - Riva 9. Riva - Salò - Riva 10. Fazit
Vorbereitung
Nach der ersten Matschfinder Alpenüberquerung im Jahre 2003 stand für alle damaligen Teilnehmer fest, dass auch im Jahre 2004 eine solche Tour in Angriff genommen werden sollte. Die überschwänglichen Schilderungen der gesund Heimgekehrten weckten auch bei dem
einen oder anderen Daheimgebliebenen den Traum, an einer solchen Tour Teil zu nehmen (Anmerkung der Redaktion: Neue
Rechtschreibung, Kapitel Groß- und Kleinschreibung, getrennt und zusammen schreiben, oder so ungefähr). Zumal die
Matschfindererstüberquerer auf Grund ihrer Erfahrungen versprachen, dass die wenigen Missstände bei der zweiten Tour abgestellt werden würden. Insbesondere solche Dinge wie Pressluftschuppen als Nachtquartier, fehlendes grünes Bier am Gardasee, oder das wochenendliche
Begrüßungsgewitter des Gardasees. Die sechs Matschfinder der ersten Tour buchten sofort für die zweite Alpenüberquerung, die überschwänglichen Gefühle und die noch
nachwirkenden Glückshormone der ersten Tour ließen gar keine andere Wahl. Schnell erklärten sich noch zwei weitere Biker aus der
Truppe bereit die Tour mit zu machen, zumal der neu rekrutierte Busfahrer Th. versprach, bei der Ankunft in Riva mit grünem Bier parat zu stehen. Unser Führer „h-h-h“ (hart-härter-herding) begann sofort mit der Streckenplanung, wobei solche
Kleinigkeiten, wie: über die Berge, nicht drum herum; Übernachtung möglichst oben, nicht unten; Päädscher statt offizieller Touristenradwege, möglichst berücksichtigt wurden. Als Startpunkt wurde schließlich Bregenz am Bodensee verkündet, wobei diese Wahl von dem
Matschfinder internen Wettervorhersagedienst als Regenbekleidungstestort gewürdigt wurde. Die Tour sollte über das Montafon, die Samnaun-Gruppe, den
Vinschgau, das Ultental, das Val di Non schließlich zum Gardasee führen. Eines Tages kommt die gute Nachricht: „Die Tour steht! All Kwadiere sinn gebucht! De Buss ist geschardert! Freidaachs am 20. packe ma de Buss!“
Gesagt, getan. Unter der fachkundigen Leitung von Oberstauer P. K. und den mehr oder weniger hilfreichen Ratschlägen der doppelseitigen Linkshänderfraktion,
waren die Räder samt Gepäck und Ersatzteillager schnell im Bus verstaut, so dass noch etwas Zeit verblieb, bei einigen kleinen Fläschchen die Vorfreude auf die Tour zu genießen.
21.08.04 Bregenz – Partenen (107,15 km, 860 m auf, 255 m ab, 5:05 h)
Bei strahlendem Sonnenschein machte sich die Truppe früh morgens auf den Weg in Richtung
Bodensee, immer begleitet von der freundlichen Stimme Ingrids, des mobilen Navisystems. Ingrid deshalb, „weil die sich joo gar nemeeh ingried, unn immer am schwädze iss.“
Ob des schönen Wetters wird an der Glaubwürdigkeit des Matschfinderwettervorhersagedienstes stark
gezweifelt, wobei man anmerken muss, dass die vorhergesagten Regenfälle nur für das Gebiet um
Lindau/Bregenz angekündigt waren. Und tatsächlich ist der Himmel kurz vor Lindau pechschwarz, es
gießt wie aus Strömen, die Autobahn wird zum Fluss. Wider Erwarten ist es in Bregenz noch trocken und recht angenehm, obwohl der Himmel ziemlich grau aussieht. Auf einem kleinen
Parkplatz heißt es nun die Räder ausladen, Vorderräder wieder einbauen, Sättel justieren und in die
Radklamotten steigen, Rucksäcke richten und die Gepäcktaschen wieder im Bus verstauen. Beim
Nullen der Tachos wird J. K. etwas hektisch, er hat nämlich keinen am Rad, selbiger liegt noch zu
Hause auf dem Wohnzimmertisch, so dass er im nächsten Bikeladen das gleiche Modell noch einmal käuflich erwirbt und somit später zu Hause mit zwei dieser Geräte unterwegs sein kann.
Endlich ist die Truppe abfahrbereit, unser Führer gibt noch einen kurzen Überblick über die Tagesetappe, verabschiedet unseren Busfahrer Th. und die Truppe rollt endlich gemächlich los.
Nach dem oben erwähnten Erwerb eines Tachos folgt man einem flachen Radweg Richtung Bludenz. Voraus dicke Regenwolken, rechts von uns gießt es wie aus Eimern, hinter uns versinkt Bregenz im
Wasser. Es beginnt leicht zu tröpfeln, also Jacken anziehen und weiter. Es wird wärmer und bleibt trocken, also Jacken wieder ausziehen und weiter. Rundherum gießt es was die Wolken
hergeben. Wieder tröpfelt es, Jacken an, die Sonne kommt heraus, Jacken wieder aus, jetzt bleiben sie aus. Langsam beginnt der Weg leicht anzusteigen und wir erreichen
schließlich unser erstes Etappenziel, das Hotel zur Sonne in
Partenen. Für die Nacht sind zwei Schlafräume vorgesehen: einmal das 8 m² große Saunazimmer und ein Neunbettzimmer, bei dem die Betten malerisch um zwei
große Tische herum dekoriert sind. Nichtsdestotrotz schläft man ganz gut. Die Küche verwöhnt uns an diesem Abend mit einem Salat, Steirischer Sauerrahmsuppe, Hühnerbrust oder Gemüselasagne und als Dessert eine
Erdbeerschottercreme mit Sahne und dem Geschmack einer ganzen Erdbeere, alles freundlich serviert.
22.08.04 Partenen – Compatsch/Samnaun (48,55 km, 2270 m auf, 1595 m ab, 05:25 h)
Morgens gegen 5.00 Uhr wurde die Truppe von einem kräftigen
Regenschauer geweckt, aber vertrauend auf die teaminternen Wettervorhersagen wurde noch einmal beruhigt weitergeschnarcht, äh geschlafen. Und wirklich, beim Frühstück machte unsere
Unterkunft ihrem Namen alle Ehre, draußen herrscht strahlender Sonnenschein, das reinste Prospektwetter. Frohgemut machte sich
die Truppe über das Frühstück her und ist schon voller Vorfreude auf die zweite Etappe, die uns über Ischgl nach Samnaun bringen sollte.
Nach einem kurzen Einrollphase bogen wir von der Silvrettahochalpenstraße ab Richtung Koppstausee. Der Weg ist asphaltiert, gut zu fahren, stellenweise mit Steigungen um die 20%.
Nach einem Anstieg über 850 hm erreichten wir den See. Immer noch herrschte Prospektwetter mit einer tollen Fernsicht, die richtige Belohnung für den ersten längeren Aufstieg auf unserer
Tour. Ein relativ starker Wind ließ uns in unsere Jacken schlüpfen, zumal uns nun die Abfahrt ins 500 m tiefer gelegene Galtür und Ischgl erwartete. Vorbei an der neuen Lawinenschutzmauer von
Galtür erreichten wir zur Mittagszeit schließlich Ischgl, wo wir uns für den folgenden Aufstieg zur 2310 m hoch gelegenen Idalpe noch
einmal stärkten. Unser Busfahrer Th. ist zu uns gestoßen und stärkt sich ebenfalls. Dann geht’s aufwärts über Asphalt mit Steigungen bis 23%, die
Sonne scheint, Schatten ist wenig vorhanden, warm wird’s. Langsam klettern wir höher, stellenweise wäre man zu Fuß nicht unwesentlich langsamer als mit dem Rad, wie uns Jo auf einem
Teilstück eindrucksvoll demonstriert.. Dann liegt sie vor uns die
Idalpe, wo wir uns eine kurze Rast gönnen und schon mal den weiteren Weg zum höchsten Punkt der Tour, dem (laut Höhenmesser) 2727 m hohen Viderjoch, mit den Augen abfahren können.
Also wieder auf die Räder und nun auf feinem Schotter weiter nach oben kurbeln, immer das Joch vor Augen. Auf halber Höhe
verläuft der Weg nun auf einmal leicht bergab. Abwärts, wenn man nach oben will? Dass kann nicht sein! Nach kurzem Beratschlagen entschließt man sich die Direttissima über den
kurzen Hang der Schipiste zu nehmen, was sich als ein Aufstieg über ein 30% (geschätzt, gefühlt) steiles
Schotterfeld mit einem Höhenunterschied von 250 m entpuppte, während unser Weg in einem leichten Bogen um das Schotterfeld herum sanft nach oben kletterte.
Geschafft, wir sind oben, wir stehen auf dem Dach unserer Tour und genießen die grandiose Aussicht. Jetzt geht’s nur noch bergab bis zu unserem zweiten Etappenziel in Samnaun. Wir folgen einem Singletrail mit Schiebpassagen zur Alp-Trida, wo wir schließlich auf
einem breiten Schotterweg weiter bergab fahren. Noch einmal ein kurzer Stopp, ein Blick zurück und das großartige Panorama
aufsaugen, dann weiter. Doch halt! Stopp! J. hat platt. Es folgt der übliche, mit mehr oder weniger guten Ratschlägen gewürzte Wechsel eines Fahrradschlauches. Über
einen sehr steilen Weg bremsen wir uns zu unserem Quartier, einer neuen Frühstückspension mit jungen
Betreibern, hinunter. Das Abendessen nehmen wir in der Schmuggleralm in Samnaun ein, wo wir die
Tradition der Schweizer Kübel wieder pflegen konnten. Auch die Zimmertombola wird wieder zu aller Zufriedenheit veranstaltet.
23.08.04 Compatsch – Tarsch/Vinschgau (92,6 km, 1035 m auf, 1875 m ab, 4:52 h)
Nach einer ruhigen Nacht und einem ansprechenden Frühstück, hieß es Abschied nehmen von der
sonnigen Schweiz. Also Gepäcktaschen in den Bus, Räder prüfen, Rucksäcke überziehen, Busfahrer Th. verabschieden und zuerst einmal bergab rollen. Wir folgten der schmalen Straße nach Martina, die mit
einigen engen, kurzen, dunklen und kurvigen Tunneln gespickt ist. Unsere Kopfleuchten spendeten einen schwachen Lichtstrahl, der
gerade so den Verlauf der Straße in den Tunneln erahnen lässt. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass noch ein anderer
Tunnel auf einer der folgenden Etappen eine besondere Rolle spielen sollte. Nach einem kurzen Flachstück am Talboden, schlängelte sich die Straßen dann vom Grenzübergang
Martina 600 m hoch zur Norberthöhe, von dort aus ging es weiter leicht ansteigend nach Nauders und über einen asphaltierten Radweg zum Reschenpass. Italien war
erreicht. Grandios das voraus liegende Panorama mit dem Ortler, ein kurzer Fotostopp wurde eingelegt. Vorbei am Reschensee und Haldensee ging´s Richtung Vinschgau. Zur Mittagszeit trafen wir uns wieder
mit Busfahrer Th. in Burgeis hoch über dem Vinschgau, wo wir auf einer Gartenterrasse zusammen mit Fliegen und Wespen unser schmackhaftes Mahl genossen.
Schließlich hieß es von Th. Abschied und den Weg wieder aufzunehmen, was uns angesichts des restlichen Streckenprofils, lang bergab, dann flach und nur ein
kurzes Stück hoch, gar nicht schwer fiel. Wir folgten dem Vinschgauradweg bergab, die Räder liefen von alleine,
Prospektwetter, immer weniger Fliegen und Wespen in der Luft, Herz was willst du mehr. Durch Vinschgauer Apfelplantagen rollten wir locker nach Laas. Neben fehlenden Fliegen und Wespen fällt weiter auf, dass die am Boden
liegenden Äpfel überhaupt keine Neigung zeigen zu faulen oder zu schimmeln. Das scheint an der gesunden reinen Luft
zu liegen, könnte sich ein unvoreingenommener Beobachter denken. Wir wurden jedoch in der Abenddämmerung über die wahren Hintergründe aufgeklärt.
Ein „kurzer“ Anstieg führte uns einige 100 Meter hoch zur Pension Sachsalber in Tarsch, unserem heutigen Etappenziel. Dort wurden
wir in 3 Doppelzimmer und ein 3-Bettzimmer, mit Balkon und Talblick, einquartiert. In letzteres zogen die Oldtimer B.O. und der Autor dieser Zeilen, so wie Alpenneuling J.K. ein. Bei der
Zimmerinspektion zeigte sich jedoch, dass Bett Nr. 3 für diese gestandenen Matschfinder eine Nummer zu kurz geraten war. Also
wurde M.M. überredet hier einzuziehen und mit Jo zu tauschen. Nachts stellt sich dann heraus, dass das Bett nicht nur sehr kurz war, sondern in der Mitte dem
Boden näher war als an Kopf- und Fußenden, außerdem registrierte es jede Bewegung von M.M. mit einem deutlichen, gequälten Quietschen.
Nach einem guten Essen, bei dem vor allem die Koteletts mit Kapern gerühmt wurden, beschloss die Truppe sich, vor
den obligatorischen Kübelrunden, noch einmal in der gesunden Luft der angrenzenden Apfelplantagen etwas die Beine
zu vertreten und dem Essen Gelegenheit zu geben, sich etwas zu setzen und somit Raum für diverse Kübelfüllungen zu schaffen.
Schnell war der Ortsrand mit den Apfelplantagen erreicht. Drunten aus dem Tal blinkten die Lichter des Vinschgaus. Stille, kein Gesumm oder Grillenzirpen war zu hören. Paradiesisch!
Da durchschneidet das Tuckern eines Dieselmotors diese abendliche Idylle. Ein hiesiger Apfelbauer nähert sich mit seinem Kleintraktor
nebst einem etwas seltsam an zu schauenden Anhänger. Dieser Anhänger schien eine Mischung aus Tank und Flugzeugpropeller zu sein.
Kaum in der Plantage angekommen wurde der Propeller angeworfen und blies, die mittels einer Pumpe aus dem Tank geförderte Flüssigkeit
, in die umliegenden Apfelbäume. Da wir nicht glaubten, dass die Äpfel mit dieser Methode gewaschen oder dass Fliegen und Wespen
geduscht werden sollten, zogen wir uns schnell hinter die verschlossenen Türen unser Pension zurück, um dem einen oder anderen Kübel auf den Grund zu gehen.
In dieser Unterkunft zeigte uns der Hausherr nun mit einer 3D-Software eine gute Variante für unsere nächste Tagesetappe. So gestärkt und
gerüstet begaben wir uns zur wohlverdienten Nachtruhe, die nur gelegentlich von einem Quietschen aus einem 3-Bettzimmer gestört wurde.
24.08.04 Tarsch – St. Walburg/Ultental (48,6 km, 1785 m auf, 1470 m ab, 4:49 h)
Nach einem ausgiebigen Südtiroler Frühstück hieß es wieder das Gepäck zum Bus zu schaffen, den
Übernachtungsobulus zu entrichten, die Räder startklar zu machen und Busfahrer Th. zu verabschieden.
Locker ging es, bei bedecktem Himmel, den Ort hinaus, an der turbogespritzten Apfelplantage vorbei,
um dann dem Weg bergab wieder zur Talsohle des Vinschgaus zu folgen. Kaum war dieser erreicht meldete sich das Handy unseres Führers, auf der Gegenseite war der Chef unserer letzten
Übernachtungsstätte, der unserem überraschten Führer mitteilte, dass auf dem Flur vor seinem Büro
noch eine ziemlich große, bräunliche Reisetasche stehe, die wohl einem von unserer Truppe gehören
müsste. Als unser Führer diese Neuigkeiten an den Rest der Truppe weitergab, sah man sieben Augenpaare leuchten, denn durch diese Tatsache war die erste Kübelrunde des kommenden Abends
schon gesichert. Die Einlassungen des Autors dieser Zeilen, dem die Tasche gehörte, er habe die Tasche nur stehen lassen, um den Bus nicht
so zu belasten und eine Gelegenheit zu haben, eine Kübelrunde zu ordern, wurden mit einem breiten Grinsen angehört. So richtig geglaubt
hat´s wahrscheinlich keiner. Ein weiteres Telefonat seitens unseres Führers beorderte unseren Fahrer Th. zur Taschenabholungsaktion zurück. Flach ging es schließlich weiter nach Naturns, nicht ohne vorher noch die bescheidene Behausung des
Vorzeigesüdtirolers Reinhold Messner vom Tal aus zu begutachten und auch für die Daheimgebliebenen bildlich fest zu halten.
Dann hieß es vom Tal Abschied zu nehmen und nach rechts auf den Weg, der zur 1400 m höher gelegen Naturnser Alm führt, abzubiegen. Der Asphalt geht in Schotter über, der Weg steigt
gleichmäßig und ist recht gut zu fahren. Das Erste was uns auf der Naturnser Alm auffällt ist ein vor dem
Haus stehender Schwenker, hier scheinen Saarländer Stammgäste zu sein. Nach einer Mittagspause mit diversen Suppen, Knödeln und Nudeln folgen wir der Route, die uns unser Gastgeber vorgeschlagen hatte. Wir schieben unsere Räder noch 100 m höher in die nun sehr tief hängenden Wolken, leichtes
Nieseln macht sich bemerkbar. Statt sich wie üblicherweise auf der Höhe links zu halten, schwenken wir nach rechts ab, wo wir nach
kurzer Zeit am Abstieg zur Stafelsalm, hoch über dem Ultental standen. Nun hieß bergab über einen Wandersteig schieben bis zur
Alm. Von dort aus noch etwas schieben durch den Wald bis zu einem breiten Schotterweg, der uns schließlich nach St. Walburg
bringen sollte. Regen setzte ein. Schließlich trafen wir auf die Straße, die von der Jausenstation Kapauern direkt nach Walburg
führt. Die Sonne kam schließlich wieder hervor um uns im grünen Ultental zu begrüßen und ließ uns den
letzten Anstieg über 200 hm fast genießen. Die darauf folgende Abfahrt ins 300 m tiefer gelegene
Walburg, durch die blitzende Sonne, vorbei an den regennassen Wiesen war wirklich ein Genuss. Beim Abendessen im Hotel Kreuzwirt ließen wir die Highlights des Tages, wie braune Tasche,
Schwenker auf Almen und ähnliches noch einmal Revue passieren. Besonders wurden wir an diesem Abend für weitere Taten motiviert, durch die italienisch vorgebrachten, sehr euphorischen
Bewunderungsäußerungen eines im gleichen Hotel wohnenden, rosa gekleideten Rennradradfahrers, knapp älteren Semesters als unsere Senioren B.O. und E., mit einer bella machina.
25.08.04 St. Walburg – Revo (42,55 km, 1235 m auf, 1595 m ab, 4:44 h)
Nach einem wiederum sehr guten Frühstück, bei dem wir uns fragten, ob der Hotelchef nur über ein Hemd und eine Hose verfüge, begann
die morgendliche Abfahrtsroutine mit: bezahlen, alle Taschen in den Bus stellen, Räder checken, Th. verabschieden, kurzes erklären des
geplanten Etappenverlaufs am heutigen Tag, aufsitzen, losfahren, ein letztes Mal zurück blicken.
Bei bedecktem Himmel ging´s über die Staumauer des Zogglerstausees in Walburg, um danach den Schotterweg hinauf zur Spitzner Alm,
die 700 m über uns lag, in Angriff zu nehmen. Die Truppe teilte sich in mehrere Untergruppen, die Jungspunde vorneweg, die Bedächtigen
und Fotografen hinterher. Langsam gewannen wir Höhe, die Sonne begann wieder zwischen den Wolken hindurch zu spitzen. Unser Führer fuhr einen Teil der Weges wieder zurück, nicht um, wie man vielleicht denken könnte, zusätzliche Höhenmeter zu gewinnen, nein, er vermisste vier von seiner Truppe, nämlich B.O., P.K., J.K. und
E. Diese waren unterwegs auf ein bayrisches Damentrio getroffen, bei denen es Einer das Schaltwerk abgerissen hatte. Kavalier B.O. konnte nicht vorbei, ohne seine Unterstützung
anzubieten (Die Damen stimmten zu, obwohl sie die Angebote aller vorher vorbei kommenden Jungspunde und sonstiger Alpencrosser zuvor abgelehnt hatten), Chefschrauber P.K. konnte der
Versuchung einer solchen Reparaturherausforderung nicht widerstehen, J.K. munterte die Damen mit Erzählungen über den Inhalt der Werkzeugtasche am Rad seiner Frau wieder auf und E.
musste die Szene für die Nachwelt bildmäßig festhalten. Das Rad wurde auf Singlespeed umgebaut und die Dame quälte sich danach,
unterstützt von aufbauenden Kommentaren und Ratschlägen unseres Führers, mit der mittigen Kette die
Steigung hinauf, wo wir die Kette lieber nach links legten, um nicht außer Puste zu kommen. Schließlich
ließen wir die Damen hinter uns und legten bei strahlendem Sonnenschein eine kurze Rast auf der
Spitzner Alm ein. Dann hieß es schieben bis zur Gampenalm, wo wir bei unserer Rast einiges zu sehen
bekamen. Höhepunkt war eine, wahrscheinlich amerikanische, Touristin etwas fortgeschrittenen Alters mit einer goldgerahmten Sonnenbrille, Modell Schmetterling. Lilafarbene Kleidungsstücke harmonierten
gut mit den lilafarbenen Wanderschuhen, deren goldene Ösen wiederum gut zur goldglänzenden Brille passten. Getopt wurde das
Ganze noch von einem halben Striptease, zwecks Schweißverdampfungsphase, der einen ferrariroten
Balloonhalter zu Tage förderte, passend zum gleichfarbigen Pullover ihres einheimischen Führers. Ob so viel Farbe begann der Himmel die Sonne wieder zu verdecken.
Dies war das Zeichen zum Aufbruch für uns. Interessant war die Querung einer Weide, mit herum stehenden und liegenden Kühen, die in relativ großer Zahl und seit dem Frühjahr diese Wiese bevölkert haben. Erkennbar war das an
dunkelbraunen Fladen, die strategisch geschickt über unseren Weg verteilt waren. Lenkte man das Vorderrad um einen solchen Fladen, musste man gleichzeitig beide Füße
im Auge behalten, um nicht in einem der Fladen zu versinken. Dann lief garantiert das Hinterrad über
eine dieser Tretminen. Versuchte man das hintere Rad zu schützen, traf es das Vorderrad. Wollte man
beide Reifen verschonen, erwischte es den einen oder anderen Fuß. Am Ende der Überquerung stellte
sich heraus, dass wir auf Grund der Kampfspuren an Rädern und Schuhen auch den direkten Weg hätten nehmen können, der Kuhfladenfaktor wäre auch nicht höher gewesen.
Nach dieser Schiebeaktion erreichten wir auf sauberen Pfaden die Straße, die hinunter ins Val di Non führt und suchten den Weg Nr. 28,
der uns durch den Wald nach Revo bringen sollte. Wie schon im Vorjahr machten wir die Entdeckungen, dass die Karten mit jedem Kilometer, den wir weiter südlich fuhren, sich mehr und mehr als ein Abbild der Fantasie des Zeichners, als des der Wirklichkeit entpuppten.
Vor uns lag ein Tunnel, lang, dunkel, gerade, aber unnötig, denn wir konnten, auf der rechts liegenden
Mauer, mit unseren Räder locker hoch laufen, den Tunnel überqueren und auf der anderen Seite wieder
herunter fahren. Diese Aktion hatte auch auf die Besatzung eines Jeeps der italienischen Carabinieri gewaltigen Eindruck gemacht, sie wendeten ihr Fahrzeug und bewunderten die erste
Matschfindertunnelüberquerung. Den Weg Nr. 28 fanden wir übrigens 1 km unterhalb des Tunnels und nicht wie auf der Karte
eingezeichnet oberhalb. Nun ging es endlich weiter, nach Auskunft unseres Führers leicht wellig bergab, wobei zu Beginn die Betonung mehr auf Berg, als auf ab stand. Schließlich ging es richtig bergab, wobei
wir uns wunderten, wie es ein relativ armes Land, wie man sagt, schafft mitten im
Wald einen gewöhnlichen Weg mit faustgroßen Marmorbrocken zu pflastern. Gut der Marmor war da, aber das Geld
hat wohl nicht mehr gereicht diese Brocken anständig zu befestigen, so rollten sie munter unter unseren Reifen hin und
her, nur aufgehalten von den betonierten Regenrinnen, die den Weg in regelmäßigen Abständen querten. So war er, der Weg Nr. 28. Da erscheint in einer Kurve ein Aussichtsplatz mit Bänken, Heiligenstatue und
grandiosem Ausblick auf das Val di Non. Die kurze Rast wurde von allen
genossen, vor allem wegen der prospektmäßigen Aussicht auf die Landschaft und die anschließende weitere Abfahrt zum unserem Ziel Hotel Revo. Dort
angekommen wurde bei einigen Kübeln zuerst einmal der Verlauf dieser Etappe kommentiert und aufgearbeitet. Die Zimmertombola
war schnell erledigt, da sich mittlerweile die Schlafkombinationen mehr oder weniger heraus kristallisiert hatten. (Kommentare: „Isch
hann misch soo ann sei Schnarsche geweehnt.“ „Isch schloofe liewer bei demm doo, där schnarscht kää bissche.“ usw.)
Beim Abendessen entpuppte sich J.K. als wahres Sprachgenie bei der Bestellung diverser Getränke
zum recht guten Essen. In Anbetracht der Tatsache, dass wir nun richtig in Italien waren und nicht nur im deutschsprachigen Südtirol, war er der Ansicht, dass zu einem richtigen italienischen Essen ein
Rotwein mit Wasser besser geeignet sei, als ein profanes Bier. Überzeugt von der überzeugenden
Argumentation, beauftragte ihn die Truppe mit der Orderung dieser einheimischen Gaumenfreuden.
Beim nächsten Erscheinen, der des Deutschen nicht mächtigen Servicefee, begann er mit seiner
Bestellung im hier notierten Originalton: „Due giraffe vino rosso et duo litro aqua miserabile!“ Eine am
Nebentisch speisende Gruppe italienischer Arbeiter, nebst Chefin oder Begleiterin, zuckten kurz zusammen, verstummten kurz und schauten recht ungläubig umher. Da unsere Bestellung aber
ordnungsgemäß ankam, ähnlich wie es in der Werbung in einem bayrischen Biergarten bei der Nichtbestellung von Teppichen gezeigt wird (Stand Sommer 2005), wandte sich dieser Tisch wieder
seinen Tellern und Gläsern zu. Beim anschließenden Verdauungskübelleeren auf der Terrasse vor dem
Hotel ergab es sich, dass unser Sprachgenie Jo und die Begleitdame Rücken an Rücken saßen. Diese sah sich schließlich gemüßigt ihm die
Feinheiten der italienischen Sprache näher zu bringen. Sie erklärte ihm, unterstützt durch eine ausgeklügelte Fingerakrobatik, dass es
italienischerweise „aqua minerale“ heißen müsse. Jo bestätigte brav „Si! Si! Aqua miserabile.“ Dieser Dialog wurde mehrere Male
wiederholt, man einigte sich schließlich auf “due bierra” oder so ähnlich. So gestärkt begab man sich in die oberen Stockwerke zur
wohlverdienten Nachtruhe. Gegen 5.00 Uhr weckt uns ein kräftiges Gewitter, Hektik bricht aus, die auf den rund ums Haus verlaufenden
Balkonen trapierten Kleidungsstücke und Schuhe mussten in Sicherheit gebracht werden. Danach konnten wir noch beruhigt bis zum
Frühstück weiter pofen, vor allem da wir zum ersten Mal auf unserer Tour mit einem richtigen italienischen Frühstück konfrontiert wurden:
dunkler Kaffee, weißes Brot, etwas Marmelade, das war´s. Oh geliebtes Frühstücksland Österreich oder Südtirol!
26.08.04 Revo - San Antonio/Pizola (50,65 km, 1420 m auf, 1015 m ab, 4:21 h)
Beim oben angesprochenen Frühstück verzogen sich langsam die Wolken und wir machten uns auf, die vorletzte Etappe in Angriff zu
nehmen. Wir verließen Revo auf leicht ansteigender Straße Richtung Cles. Ein letzter Blick zurück, dann zeigte uns unser Führer eine Variante der, bei der Lyonertour erprobten Bliesransbachdurchquerung. Hinter einem Tunnel bog er nach rechts in einen Wald ab, es ging
steil bergauf, kurz darauf verdächtigerweise steil bergab, bis sich der Weg im Wald verirrte. Beim anschließenden Kartenstudium klärte uns
Oberapotheker J.K. über die Vorzüge der um uns herum gedeihenden Vegetation auf, insbesondere über ihre Eignung als Dopingmittel auf
dem Bike und bei der anschließenden Regeneration im Bett. Nach abgeschlossenem Kartenstudium ging es wieder bergauf, bergab, bergauf
– oder umgekehrt – einmal links, dann wieder rechts und so weiter. Nach einem letzten steilen Bergabstück trafen wir wieder auf eine
Straße. Ein kurzer Orientierungsblick ergab dann folgende Situation: Die Straße ist die gleiche, welche wir vor dem Tunnel zu Gunsten des
Waldes verlassen hatten. Der Tunnel hinter dem wir direkt heraus gekommen waren, war der gleiche, vor dem wir zu Gunsten des Waldes
nach rechts abgebogen waren. Umgerechnet auf die Länge des Tunnels (100 m) hatten wir ziemlich viele Höhenmeter gemacht.
Der Versuch unseres Führers, den schlechten italienischen Karten die Schuld für das Rechtsabbiegen zu geben, löste sich in Luft auf, als wir
ein paar Kilometer weiter auf der richtigen Straße, vor dem richtigen Tunnel, richtigerweise nach rechts in den Wald abbogen.
Danach folgte nach einem Singletrail mit Schotterschiebepassage, ein wiederum prospektmäßiges
Sightseeinghighlight. Wir rollten locker über einen flachen, asphaltierten Radweg Richtung Dimaro.
Dieser Weg verlief durch ein Tal, das aussah wie Zeichnungen aus einem Kinderbilderbuch der Alpen.
Links ein glasklares, plätscherndes Gewässer, rechts sattgrüne Wiesen, teilweise mit schwarzbunten
Kühen bevölkert (garantiert lagen auf diesen Weiden kein schwarzbraune Fladen, denn hier wurde
jeden Tag gekehrt; so sah es auf jeden Fall aus.), weiter oben ein Panorama von tollen Bergen und
darüber ein strahlendblauer Himmel. In der Nähe jeder Ortschaft waren Grillplätze, Bänke, Hütten und
ähnliches vorhanden. Diese Region wäre ideal geeignet zur Missionierung durch die saarländische
Schwenkerbruderschaft. Da es auf diesem Teilstück richtig flutschte gab es für die Fotofraktion leider keine Gelegenheit diese Idylle fest zu halten.
Nach einer kurzen Rast, mit von J.K. aus einer örtlichen Bäckerei erworbenen Süßteilen, ging es an den Aufstieg hinauf nach Madonna di Campiglio. Dabei trafen wir wieder auf einen mit seinen beiden
Söhnen radelnden Vater, die wir schon in Walburg im Ultental getroffen hatten. Durch einen lichten
Wald, vorbei an grandiosen Felswänden, ging es über gut fahrbare Forstwege hinauf nach Madonna,
wo wir uns einen Kaffee oder Capuccino gönnten. Dabei hatten wir die Gelegenheit die Fertigkeiten
zweier Holzbildhauer samt Kettensäge zu bewundern. Weiterhin widmeten wir uns dem Studium der diversen Touristentypen vor Ort. Wir teilten sie in drei Gruppen ein:
- Biker wie wir, bunt, drahtig, cool, lustig - normale Touristen in beige, braun und grün, Sandalen, Socken u.ä.
- Italienerinnen, hochhackige Goldschuhe, Goldbrille, Einkaufstüten, Minihund; die dazu passenden Männer wurden nicht gesichtet.
Nach einer kurzen Abfahrt erreichten wir unser Ziel, die Albergo la Posta in San Antonio di Mavignola.
Was für ein Ortsname! Zur Feier der Ankunft schauten wir einigen Kübeln auf den Grund, das Wetter
war ideal, nur noch eine Flachetappe nach Riva, tolle Zimmer, alle noch gesund, alles Gründe die Seele so richtig baumeln zu lassen. Fahrer Th. hatte, wie bei jeder Ankunft, schon die örtlichen Gegebenheit
gescheckt, das Gepäck schon ausgeladen und das Menü für den Abend schon parat. Einzig das Ablegen des Schuhwerks veranlasste den einen oder anderen sich einen Platz außerhalb der
Windrichtung zu suchen. Nach einem guten Essen mit aqua miserabile, Vino rosso und der anschließende Bekanntschaft mit einigen Kübeln, begab man sich zur letzten Nachtruhe vor dem
Gardasee.
27.08.04 San Antonio – Riva (61 km, 675 m auf, 1730 m ab, 2:42 h)
Start zur letzten Etappe. Nach einem sehr italienischen Frühstück
wurden alle! Gepäcktaschen im Bus verstaut, die Räder gescheckt, unser Fahrer verabschiedet. Urlaubsstimmung macht sich breit, von 1200 m rollen wir ohne zu
kurbeln auf 500 m hinunter ins Tal, noch etwas flach rollen und dann den letzten Anstieg hinauf zum rund 1000 m hohen Passo Duran erklimmen, danach nur noch Abfahrt bis zum Gardasee.
Im letzten Ort vor diesem Anstieg noch eine kurze Pause, zwecks Foto und Begutachtung der Strecke aus der Alpentour 2003, die sich am gegenüberliegenden Hang den Berg hinauf zieht . Finale: Am Ende des kleinen namenlosen Ortes steigt die Straße an. Als wir uns am Fuß des Anstieges
befanden, bog oben aus einer Seitenstraße ein „roter Italiener“ (die Redaktion: Bezeichnung: Originalton
Jo; Beschreibung: italienischer Biker; rotes Muskelshirt, schwarze Hose, weißes Bike, sehr hohe
Trittfrequenz) auf unsere Piste ein. Sein sehr emsiges Kurbeln legte in den Matschfinderhirnen diverse
Schalter(„Da vorne ist ein Biker! Welche Sorte? Bike oder Rennrad? Wie guckt er? Hat er uns
überholt? Guckt er zurück und gibt Gas? Iss er ??? Hadd er ??? Willer ???“) um, die alle eigentlich
immer das gleiche Programm starten: „Denne griema ma!“ Diese Motivation trieb alle Matschfinder an,
diesen rotgekleideten Einheimischen noch vor dem Übergang zu dem flacheren Straßenverlauf oberhalb
des Ortes, beim Überholen mit einem lockeren Hochschalten, moralisch auf zu bauen. Dieser
Motivationsschub wurde deutlich, als dieser „rote Italiener“ oben auf der Passhöhe fröhlich winkend an uns vorbei fuhr, nachdem wir schon etwa 15 Minuten Pause gemacht hatten. Von nun an ging´s bergab. Ja, ja! Auch Matschfinder müssen einmal bergab fahren! Noch ein kurzer Zwischenstopp am Lago di Tenno, der auf Grund seiner türkisblauen Farbe immer zum
Halten reizt. Dabei schienen auf dem Parkplatz alle Gatten der italienischen Touristinnen aus Madonna di Campiglio, die wir dort noch vermisst hatten, zu erscheinen. Drei feuerrote Ferrari FXX, oder so ähnlich, fuhren vor. Es entstiegen drei Herren in der wohl standesgemäßen Uniform: schwarze Hose,
weißes Hemd, bis zur Mitte der Brust offen, dicke Goldkette über stark behaarter Brust (da kann sich sogar noch unser A.G. ein Toupet abschneiden), schwarze
gegeelte oder pomadisierte Haare, goldgeränderte Sonnenbrille, goldene Rolex o.ä. dicke goldene Ringe an diversen Fingern,
lässiger Gang (so ca. 1m pro Minute). Ob so viel Schönheit räumten die Matschfinder das Feld und
machten sich auf, das letzte Stück nach Riva hinab rollen zu lassen. (! bergab rollen lassen !) Ja! Wir haben´s gemacht! Es gab keinen Berg mehr zum Drüberfahren!
Auch diesmal überwältigte uns der Ausblick, den man von den umgebenden Höhen auf den Gardasee hat. Nach einem kurzen
Fotostopp rollten wir in Riva ein, vorbei an unserem neu gestrichenen und neu benamten Hotel (statt Bed&Bike nun Antiche Mura), weiter bis zur
Seepromenade. Unser Fahrer Th. erscheint pünktlich, auf Grund der voran gegangenen Handykonferenz, mit grünen Bierflaschen aus dem norddeutschen Flachland. Prost!
Alpenerstüberquerer J.K. ist so gerührt, dass er sich in voller Montur in den See stürzt. Der Rest sitzt zuerst einmal auf der Kaimauer, genießt das grüne Bier und die südliche Sonne, das Gefühl die Tour geschafft zu haben, sowie Aussicht auf diverse einheimische und touristische Damen und Herren. Nach und nach folgen
alle dem Beispiel von Jo und steigen in den See. Ein toller, farbenfroher Anblick: gelbe Matschfindertrikots über bläulichem Wasser, flankiert von grünem Bier. Perfekt!
Langsam stellte sich Hunger ein und man beschloss der Pizzeria direkt an der Promenade, genau wie im vorherigen Jahr, einen
Besuch ab zu statten. Es war alles noch so wie im Jahr davor. Die gleiche Bedienung, die gleiche gute Pizza, das Bier genau so kühl
wie damals. Die Bedienung war von unserem erneuten Erscheinen so angetan, dass sie die zweite Runde Kübel - mit dem hinterher geschobenem Kommentar “Männer!” - über den Tisch kippte, bevor wir helfend eingreifen konnten. So gestärkt machten wir uns auf unsere Zimmer zu beziehen,
diesmal nicht in den „Bungalows“ im Hof, sondern vornehm in den oberen Stockwerken des Hauses. Zum Abendessen suchten wir wieder den Innenhof grad um die
Ecke auf, wo wir bei diversen Antipasti und Pastaportionen, nebst Aqua miserabile und Vino rosso hervorragend speisten. Der
anschließende Verdauungsspaziergang Richtung See bot Gelegenheit, die Qualität italienischer Kübel zu
testen und der Musik der gerade stattfindenden Festspiele zu lauschen. In Vorfreude auf die am nächsten Tag geplante Schiffsfahrt begab man sich zur wohlverdienten Ruhe.
28.08.04 Riva – Salò und zurück (0 m auf, 0 m ab, 9 h)
Nach einem ausgiebigen Frühstück der wieder umfangreicheren Art, als die italienische in den beiden
Tagen zuvor, ging es zum Hafen und wir schifften (So steht´s auch schon in der Bibel) gen Salò. Nach 3
Stunden geruhsamer Fahrt mit Zischenstopps in diversen Städtchen erreichten wir Salò, das wir auf
Schusters Rappen nach einer geeigneten Nahrungsaufnahmestation durchstreiften. Die Truppe teilte sich
, ein Teil wählte die schlichtere Variante, unsere beiden Senioren B.O. und E., Alpenneuling J.K. und unser Führer h-h-h mochten es feudaler. Sie wurden auch in einer Seitenstraße fündig. Allein das
Kredenzen des Weines mit fünf Gläsern für vier Gäste war, schon einen Besuch dieser Lokalität wert. Das Essen war schmackhaft, allerdings war der Koch etwas sparsam, was die Größe der
Portionen anging, oder er war einfach nur um unsere schlanke Linie besorgt. Nach dem Mahl traf die Truppe wieder zusammen und machte sich auf dem Wasserweg wieder zurück
nach Riva. Da für den Abend ein großes Feuerwerk zum Abschluss der Musikfestspiele angekündigt war, wimmelte es von Menschen, die Stadt und alle Lokale waren voll. Eine Pizzeria avisierte uns für einen etwas späteren Zeitpunkt genügend Plätze. So ergab es sich,
dass die Matschfinder akustische Zeugen eines gigantischen Feuerwerkes wurden. Die aufgespannten Sonnenschirme verhinderten nebst einigen Häusern den Blick
auf das Himmelsspektakel. Lediglich in den Fenstern der gegenüberliegenden Häuser sah man ein
schwaches Abbild der Leuchterscheinungen. Diverse Autos begleiteten mit einem lauten Hupen ihrer durch Böller ausgelösten Alarmanlagen dieses grandiose Erlebnis. Übrigens, das Essen nebst
Begleitumständen in diversen Giraffen und Kübeln war toll. Der obligatorische Verdauungsspaziergang
diente wieder der Kübeltesterei. Dann war es Zeit die letzte Nacht am Gardasee in Angriff zu nehmen.
29.08.04 Riva – Elversberg (ziemlich weit und lang)
Eine tolle Woche war vorüber, der Bus gepackt, das Frühstück, serviert von der hübschen Chefin, verputzt. Was sollte uns noch halten? Th.
chauffierte uns über die Autobahn Richtung Brenner, wobei wir einige Etappenstationen unserer 2003er Tour vom Bus aus noch einmal in
Augenschein nehmen konnten, wie z.B. Bozen mit der 30%-Abfahrt an der Burg Rafenstein vorbei, oder den Weg über die Berge vom Brenner aus, oder Pfons zwischen Innsbruck und Brenner.
Nach einer Fahrt ohne größere Probleme, dank Ingrid, erreichten wir schließlich wieder Elversberg. Die Heimat hatte uns wieder. Ausladen
und voller Erinnerungen nach Hause kommen, einheimische Kübel testen und ab ins Bett. So gestärkt konnten Montag und Dienstag locker
überstanden werden, wo wir alle bei der Dienstagstour den Daheimgebliebenen mit Auszügen aus unseren Erlebnissen die Nase lang machten.
Fazit
Wieder eine gelungene Tour, bei meist gutem Wetter.
- Nächstes Jahr fahren wir wieder!
- Strecke rund: 451 km
- Höhenmeter ca.: 9280 hoch, 9535 runter
- Fahrzeit netto ca.: 31:58 h
- Pannen: Außer Plattfüßen nix gravierendes.
- Auch diesmal vergaßen wir die Töchter und Chefinnen zu fotografieren, Berge, Schotter und Kübel halten halt länger still.
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