Technik

Inhalt :
 
1. Technische Entwicklung
  2.
Am Rohrbacher Weiher
  3.
Von Felgen und Bremsen
  4.
Von Zuckereiern und falscher Routenführung
  5.
Vom Segen der Schutzbleche
  6.
Vom Fluch der neuen Medien
  7.
Disc-Fieber gegen Felgenfraß
  8.
Optimale Saisonvorbereitung oder die Leiden eines Karnevalisten
  9.
Seltsame Rituale, oder wie proste ich richtig.
10. Scheibenbremsen Teil 2 +Nachtrag
11. Von Speichen und anderen abreißenden Teilen  /  Gegendarstellung
12.
Semmel, die Tour de France und andere Rennen
13. 10 Biker auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft
14. Biker´s Märchenwelt
15. Von Handgepäck, Kabelbindern und flachen Flüssen
16. Nightrider
17. Stunts
18. Flugtag

 

Kapitel 1 : Technische Entwicklung

Wie jedes Märchen beginnt auch diese Geschichte mit:
Es war einmal

eine gute, alte Zeit als die Räder noch rigide und von unbekannter Herkunft waren. Sie hatten stabile, starre Gabeln, 18 Gänge, breite weiche Sättel und Rohre aus feinstem Wasserleitungsmaterial. Sie besaßen Schutzbleche, Gepäckträger, dicke Reifen und Bremsen, deren Beläge für die Ewigkeit geschaffen waren, denn sie nutzten sich überhaupt nicht ab, da sie auch gar nicht daran dachten irgendwie zu  verzögern. Die Fahrer dieser Räder lobten deren Gewicht von ca. 15-20 kg als hervorragenden Trainingsverstärkungseffekt. Die Fahrer waren eifrig und tranken Apfel-Saft-Schorle.
Doch diese Idylle hatte bald ein Ende. Eiferer tauschten die breiten, weichen Sättel gegen schmale, harte aber leichte Modelle, denn sie lasen neue Schriften, durch die sie jeden Monat mit neuen Gelüsten infiziert wurden. Sie behaupteten sogar, dass man auf diesen unvollständigen Sätteln bequemer und länger biken könne als auf den breiten bequemen Modellen.
Ein neuer Virus suchte dann die Idylle heim. Reifen und Felgen hatten plötzlich einen Markennamen aufgedruckt und 18 Gänge wurden gegen 21 eingetauscht. Doch damit nicht genug, alles Überflüssige wurde abmontiert. Schutzbleche (
!: die Bedeutung von ! wird man später verstehen), Gepäckträger, Ständer, Dynamo, Lampen, Klingel, Rückstrahler, Speichenreflektoren, all diese Dinge brauchte ein pures Fahrrad nicht. Das Durchschnittsgewicht lag nun schon leicht unter 15 kg. Alle waren glücklich und zufrieden.
Doch das Schicksal schlug erbarmungslos zu, in dem es durch glückliche Umstände die unwissenden Radfahrer zwang, sich nach neuen Gefährten umzuschauen. Dem Einen hatte es durch die übermütigen Sprünge bei nicht ganz idealem Körpergewicht die Sitzstreben verbogen; Anderen war das Schicksal in Form eines Auffahrunfalls gnädig, der die Räder am Heckträger ihres vierrädrigen Fahrzeugs verschrottete.
Der Erste leistete sich einen neuen Stahlrahmen mit dreifach konifizierten Rohren, gewichtsoptimiert und von einer kultigen US-Firma zusammengeschweißt und schraubte alle Teile vom alten Bike ans neue Teil, wobei gerade noch paar Hydraulikbremsen zufälligerweise im Angebot waren.
Die Anderen suchten den örtlichen Bikehändler heim, verwickelten ihn in lange, technikschwangere Gespräche und luchsten ihm allerfeinste Alubikes aus deutscher Fertigung ab. Das Durchschnittsgewicht bewegte sich langsam auf die 12 kg Marke zu. 24 Gänge wurden Mode, aus Apfelsaftschorle wurde Weizenbier. Alle waren von dem neuen Fahrgefühl bergauf begeistert. Beim Losfahren klickte es nun überall an den Füßen. Die Geschichten von Bikern, die ihre Schuhe zwar in die Pedale einklicken konnten, aber nicht immer im passenden Moment wieder ausklickten erzählt man sich heute noch.
Doch wieder zogen dunkle Wolken über die kleine Schar der puren Biker. Böse Mächte verbreiteten Schriften in denen die Segnungen der Weicheiertechnik gepriesen wurden. Doch die tapferen Biker widerstanden, ließen sich auf Abfahrten durchschütteln bis die Plomben rausfielen, die Hände taub und der Blick verschwommen wurde.
“Außerdem taugt dieser neumodische Kram noch nichts und ist viel zu teuer.”
Aber die Verweichlichung war nicht aufzuhalten. Nach und nach tauchten Federgabeln an den Bikes auf und bescherten unseren tapferen Helden ein völlig neues Abfahrtserlebnis, die Piste war plötzlich zu sehen, die Hände behielten ihr Gefühl. Neue Bremsen tauchten auf; Modelle in V-Form oder hydraulische Versionen verzögerten nun endlich angemessen. Die V´s haben ihre Gummis dabei zum Fressen gern. Reifen hatten nicht nur Namen, sondern auch weniger Gewicht und mehr Platt. 27 Gänge wurden langsam Standard. Felgen hatten plötzlich einen Keramiküberzug, die Speichen wurden weniger und dünner.
Die Dekadenz schritt immer weiter voran. Verschiedene Geburtstage, “Lackschäden” an Federgabeln ließen die Schar der gebeutelten Biker noch kleiner werden. Nun gab´s auch noch Federn unters Hinterteil. Ein harter, immer kleiner werdende Kern verteufelte diese Erfindung der Weicheier.
”Dieser ganze neumodische Kram taugt nichts und ist noch viel zu teuer.”
Eine Probefahrt wurde trotzdem gemacht. Das Durchschnittsgewicht stieg wieder leicht an. Es wurde jedoch mittlerweile durch dickere Beine kompensiert. Pulsmesser trieben das Gesamtgewicht dabei nur unwesentlich in die Höhe.
Der Sittenverfall geht jedoch unaufhaltsam weiter. Ungläubige schrauben wieder Schutzbleche (
! siehe oben) an. Sie entdecken auch einen neuen Felgentest: ordentlich aufpumpen und warten bis es knallt.

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Kapitel 2 : Am Rohrbacher Weiher

Es war einmal
ein wunderschöner warmer, sonniger Samstag. Die Biker zogen ihre blauen Leibchen an, die Räder aus dem Keller, füllten ihre Flaschen und machten sich auf zum Treffpunkt am Galgenberg. Neun wackere Radler versammelten sich und beratschlagten die zu fahrende Tour. Der Alfons´sche Vorschlag, an der Liegewiese des Rohrbacher Weihers vorbeizufahren, fand allgemeine Zustimmung. Frohgemut setzten sich die Fahrer auf ihre Räder und stürzten sich ins Tal.
Nach einer nur wenigen Minuten währenden Fahrt durch das sonnige Mühlental erreichten sie das erste Etappenziel. Und siehe da, die Wiese lag, wie von Alfons vorhergesagt, voller mehr oder weniger bekleideter Menschen beiderlei Geschlechtes. Ergriffen verlangsamten die Radler ihre rasante Fahrt. Die Blicke lösten sich von der Piste und wanderten von links nach rechts und wieder zurück. Nur unsere beiden Führer minderten ihr Tempo nicht, sie hatten keinen Blick für die Schönheiten dieser Welt und mit dem folgenden Teil der Geschichte auch nichts zu tun.
Sieben Biker rollten in langsamer Fahrt, dicht hintereinander über den Weg zwischen Wiese und Weiher. Auf einmal erhoben sich auf der Wiese zwei Schönheiten um sich mit ihrer Luftmatratze ins Wasser zu begeben. Barbusig schritten sie die Wiese herab und schickten sich an den Weg der ahnungslosen Biker zu kreuzen. Diese schauten wie gebannt auf die schreitenden Grazien. Einige sollen bei diesem Anblick intensiv an Melonen gedacht haben.
Der erste der Radler war ein höflicher und auch vorsichtiger Mensch. Um keinen Zusammenstoß zu provozieren leitet er ohne Warnung eine Vollbremsung ein. Das führte zu einer noch nie gesehenen Kettenreaktion. Der zweite Radler fuhr dem ersten aufs Hinterrad, sein eigenes wurde hochgelupft und auf dem Lenker des dritten abgestellt. Dieser stellte dadurch sein Rad quer und versperrte dem vierten den Weg. Man hörte noch weitere Male ein leichtes Scheppern und die “Aahs” und “Oohs” der so abrupt gestoppten Biker. Die beiden Grazien konnten, immer noch verfolgt von den Blicken der Radler, unbehelligt das kühle Wasser erreichen. Die Biker sortierten ihre Räder und setzten unter dem Applaus des Volkes auf der Liegewiese ihre Fahrt fort und hatten sich dabei viel zu erzählen. Nur unsere beiden Führer verstanden die gute Laune des Fußvolkes nicht und hetzten dieses dann gleich den nächsten Berg hoch.

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Kapitel 3 : Von Felgen und Bremsen

Es war einmal
ein trockener, wenngleich auch etwas kühler Samstagnachmittag. Alle hatten sich darauf eingestellt eine lockere kurze Tour zu fahren, denn es war ein Neuer angekündigt, der behutsam aufgebaut werden sollte. So waren die Vorbereitungen auf das diese Tour sehr individuell. Der Eine besucht vorher eine Geburtstagsfeier und nahm isotonische Getränke mit starkem Hopfengehalt zu sich. Der Andere tankte Linsensuppe als Kraftnahrung, ein Dritter hackte Holz um für den kommenden, vielleicht kühlen Sommer gerüstet zu sein. Doch der Neue erschien nicht.
Kurzerhand wurde als Ziel die Parr (für Nichtsaarländer: der südliche Bliesgau um Gersheim usw.) auserkoren, lockere 70 km waren angesagt. Es ging los und aus war´s mit locker, der Schnitt lag bei 25 km/h. So beschloss einer nach 83 km den Felgentrick anzuwenden und lies bei Rohrbach dieselbige platzen. Der gut organisierte Shuttledienst der Biker holte ihn dann ab. Beim anschließenden Ausfahren im Rosengarten gab es viel zu erzählen. Am folgenden Dienstag gab es jedoch noch viel mehr Gesprächsstoff.
Denn der kluge Biker beschaffte sich montags beim örtlichen Händler ein neues Hinterrad und bekam von diesem noch kostenlos eine kurze Krankengeschichte und Ausführungen über die Vorzüge vom Golfsport mit auf den Weg. Er wechselte auch vorsichtshalber das Vorderrad gegen ein gut erhaltenes Exemplar aus seinem Ersatzteilfundus. Das Hinterrad war schnell eingebaut, denn es besaß die gleiche Felge wie das verschiedene Exemplar. Das Vorderrad war auch schnell eingebaut, die Bremsen wurden noch kurz angepasst und so konnte es dienstagsabends wieder auf Tour gehen. Doch siehe da, der Biker mit den neuen Felgen musste sich sehr abstrampeln, er fuhr immer hinterher und auch bergab kam er der Truppe nicht näher, obwohl diese ihre Räder nur laufen ließen und er sich mächtig in die Pedale legte. Wilde Gedanken schossen ihm durchs Hirn. Getreu nach dem Motto
“Wenn´s Bild nix werd, sinn´s die Farwe” wurden alle Gründe für das Hinterherfahren abgecheckt:. Es boten sich folgende Möglichkeiten:
1. “Das Training vom Montagabend in Zusammenarbeit mit der Samstagstour steckt noch in den
     Knochen.”
2. “Die Laufräder sind schuld. Statt 28 Speichen vorne und 32 Speichen hinten mit 1,5  Revolution-
    speichen  und Alunippeln, nun überall 36 Speichen mit Messingnippeln, vorne 1,8er, hinten sogar 2er.”
Diese Gedanken machten zwar den Kopf frei, doch die Beine nicht schneller, er fuhr immer noch hinterher. Nach ca. 30 km äußerte er den Verdacht, dass ihn irgend etwas bremste. Eine Kontrolle des Vorderrades bestätigte diese Vermutung. Es war nicht mehr ganz mittig eingespeicht und schmiegte sich auf einer Seite ziemlich fest an die neuen Bremsbacken an. Nach einer leichten Korrektur des Radstandes mittels Schnellspanner ging es nun leichter voran. Leider hatten die km vorher die Beine des wackeren Bikers ziemlich leergesaugt, so dass er immer noch hinterherfuhr. Doch er schwor Rache und beim  abschließenden Weizenbier wurde die ganze Aktion als Muskelaufbautraining verkauft.
Aber dann: zuhause wurde das Vorderrad ausgebaut und penibel zentriert, so konnte der Biker auf der folgenden Samstagstour ordentlich Gas geben. Er fuhr nicht mehr an letzter Stelle, sondern belegte immer den hervorragenden vorletzten Platz.

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Kapitel 4 : Von Zuckereiern und falscher Routenführung

Es war einmal
ein Dienstagabend im April. Die legendäre, manche sagen auch verrückte, Truppe der Matschfinder traf sich wieder einmal an ihrem Dopingzentrum zu einer Tour. Die Sonne schien schön warm vom Himmel, schnell entledigten sich noch ein oder zwei ihrer dickeren Jacken, ungeachtet der dunklen Wolken, die in der Ferne am Horizont lauerten und schon ein hämisches Grinsen aufsetzten.
Als abendliches Ziel war schnell eine Tour über alle Berge rund um Elversberg und die angrenzenden Orte ausgemacht. Später stellte sich heraus, dass bei einer Strecke von 33 km etwas mehr als 750 Höhenmeter zusammen kamen.
Die Wolken am Horizont machten sich zeitgleich mit trockenen Bikern auf. Sie sandten Signale aus, beeinflussten damit den Orientierungssinn unseres Führes und lockten ihn in ihre Richtung. Freundlicherweise kamen die Wolken den Radfahrern entgegen und begrüßten diese mit einem kurzen, aber heftigen und durchaus kalten Schauer. Unverdrossen erklommen unsere nassen Biker den nächsten Berg, fuhren wieder ins Tal, kletterten den nächsten Berg hoch. Vor lauter Begeisterung bemerkten sie nicht, dass sich ihr Weg der Behausung eines ihrer Mitkletterer näherte. In einem taktisch günstigen Moment, in dem eine Straßenkreuzung überquert wurde und er noch alleine mit seinem Zimmergenossen der Obertsdorftour die Autos abpasste, murmelte er beim Losfahren ein dumpfes:
“Isch komme noh!” in seinen Bart. Dies war eine rhetorische Glanztat, denn dieser Ausspruch lies viele Interpretationen offen.
Sein Fehlen wurde nicht gleich bemerkt. Erst nachdem ein getreuer Fullyfahrer zehn Kilometer später noch einmal halb einen steilen Berg hinabfuhr um auf ihn zu warten, begriff auch der Letzte, dass er sich aus Sorge um seine edlen Teile in die warmen Gefilde seines Domizils verabschiedet hatte.
Den übriggebliebenen Bikern stellte sich dabei die Frage nach der Materialbeschaffenheit und Wasserfestigkeit seiner edelsten Teile, sie einigten sich auf weich und Zucker.
Beim abschließenden Ausfahren im Rosengarten war er wieder zugegen, aber er lies keine Materialprüfung zu.

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Kapitel 5: Vom Segen der Schutzbleche

Es war einmal
am Ende der guten alten Zeit, als die Biker begannen zu verweichlichen. Sie setzten sich auf vollgefederte Schaukelpferde und waren der Meinung, dass schnell zu besfestigende Schutzbleche ein wahrer Segen seien. Woher diese Irrlehre stammte konnte keiner erklären. Vielleicht hatte ein Virus die Biker ergriffen und mit absonderlichen Gedanken verwirrt. Einer war der Meinung, dass durch solche Vorrichtungen die Kleidung weniger verschmutzt und er deshalb nicht immer im Dunkeln durch den Kellereingang ins Haus schleichen müsse. Andere stimmten zu und verwiesen auf intensive Testfahrten, die ganz klar bewiesen haben sollten, dass die Rückenpartie viel sauberer geblieben war. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Biker bei ihren Testfahrten immer allein unterwegs waren und Auswirkungen dieser neuen Technik beim Fahren in der Gruppe nicht einkalkuliert hatten.
Diese Schutzbleche haben vor allem am Hinterrad eine unvorhergesehene Wirkung: sie bündeln den aufgewirbelten Matsch und lenken ihn gezielt ins Gesicht eines hinterherfahrenden Bikers, der das Pech hat, ohne an Böses zu denken, in diesen Schlammstrahl hinein zu geraten.
Dadurch ergibt sich als weiterer Effekt, dass alle Biker nun genau so zugesaut sind, wie vorher, als sie noch keine Schutzbleche fuhren, mit dem einzigen Unterschied, dass der Rücken einigermaßen sauber ist, aber dafür die Vorderseite mit doppelt so viel Matsch bedeckt ist, wie vorher.
Das hat aber den Vorteil, dass die Biker einen faltenlosen, pickelfreien gesunden Gesichtsteint bekommen, denn die heilsame. Wirkung von Schlammpackungen sind in der Medizin schon seit dem Altertum bekannt.
Als neueste Variante wird jetzt sogar das Trockenschutzblechfahren praktiziert. Über die Vorteile dieser neuen Technik weiß man noch zu wenig, aber es werden weitere Versuche durchgeführt. Sollten sich neue Erkenntnisse ergeben, dann werden sie an dieser Stelle veröffentlicht.

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Kapitel 6: Vom Fluch der neuen Medien

Es war einmal,
eine gute, alte Zeit, als Bilder noch Bilder waren und Betrüger noch  mit anständigem Werkzeug arbeiteten. Hatten Bilder in der guten, alten Zeit noch ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit, kann man Ihnen heute allenfalls noch einen gewissen Unterhaltungswert auf „Stefan Raab – Niveau“ zugestehen. Bewiesen werden soll das an einem Beispiel der jüngsten Geschichte:
Eine Gruppe junger, sportlicher, asketisch lebender Biker aus Elversberg, die außer Biken allen weltlichen Genüssen abgeschworen haben, hat sich zur Förderung des Gemeinschaftssinnes und der emotionalen Gruppenidentifikation nach jahrelangen Bemühungen und nach Überwindung mannigfaltiger Schwierigkeiten einheitlich neu eingekleidet. Voller Stolz, wollten sie diese Errungenschaft der Welt kundtun und damit ihr ohnehin blendendes Image weiter verbessern. Sie ließen sich zu diesem Zwecke von einem renommierten Photographen, der ansonsten Claudia Schiffer, Naomi Campell und Albrecht Ackermann zu seinen Kunden zählen darf, in bester Pose ablichten. Diese Bilder -oder sollten wir besser sagen Kunstwerke sollten via Internet einer breiten, nach Idolen lechzenden Fangemeinde zugänglich gemacht werden. Aber dann ist es passiert: Bei der Einstellung der Daten ins Internet, hat  sich irgendein von Mißgunst und Gemeinheit durchtriebenes Subjekt mit Hilfe der moderner IT-Werkzeuge an den Daten vergangen und hat sie –zugegebenermaßen sehr geschickt und vollendet ausgeführt- so manipuliert, dass sie der unbedarfte Zuschauer glatt als realistisch empfinden muss. Welche Auswirkungen das haben kann, sei an zwei, drei Beispielen festgemacht. So wird auf einem Bild, auf dem ein Biker mit seinem Bike gezeigt wird, suggeriert, es befänden sich
blaue Schutzbleche über Vorder- und Hinterrad. So eine Unverschämtheit!  Weiss doch jeder Kenner der Szene, dass gerade diese stahlharten Burschen vom Rosengarten gerade zu  wild auf Matsch und Wasser aller Art sind. Sollten sie sich dieses Vergnügens des Schlammbadens selbst berauben? Undenkbar. Oder noch schlimmer, weil die persönliche Ehre verletzend, ist der Fall des gertenschlanken bärtigen Bikers, dem ein solcher Krottenpanz angedichtet wird, dass man sich unwillkürlich die Frage stellt: “Bis zum wie vielten Schwangerschaftsmonat ist Biken aus medizinischer Sicht noch unbedenklich?” Das ist also der Dank an den Biker dafür, dass er sich über Winter, ja sogar über die Faschingszeit durch Verzicht auf Alkohol und durch gesunde Lebensweise schlank gehalten hat! Am verwerflichsten ist allerdings die arschlistische Veränderung einer Aufnahme in der katholischen Kirche zu Elversberg. Diese wurde so verstellt, dass man meinen könnte, die Biker befänden sich in einem Wirtshaus. So geht das dann: Ein Bit hier verändert, ein Byte dort dazu und schon werden aus andächtigen Gesichtern grellen Frohsinn verbreitende Grimassen. Aus Kelchen werden Gläser, die (igitt igitt) auch mit diesem scheußlichen bayrischen Gebräu namens Weizenbier gefüllt zu sein scheinen.
Man könnte noch eine ganze Reihe weiterer Indizien für diesen Frevel an einem Kulturerbe der ganz besonderen Art aufzeigen. Doch dem Autor
(PS. M. Müller, der Schutzblechige) dieser Zeilen droht sich der Magen umzudrehen, wenn er an die weiteren Möglichkeiten, die die EDV noch zu bieten hat, denkt. Wenn man heute schon Bilder so verfälschen kann, was ist dann mit einem digitalen Video alles möglich?.............
Und wenn die Biker diesen Schock überleben, dann biken sie noch lange.......

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Kapitel 7: Disc-Fieber gegen Felgenfraß

Es war einmal,
nach der schwierigen Zeit in der der gemeine Felgenfraß erbarmungslos zugeschlagen hatte (siehe Kapitel 3 und auch Seuchengefahr ). Guter Rat war teuer, teuer waren auch die neuen Laufräder. Gegenmaßnahmen wurden erwogen, diskutiert, verworfen. Die ultimative Felge sollte leicht sein und ewig halten. Kataloge wurden gewälzt, das Internet wurde durchstöbert, doch wie überall im Gesundheitswesen überstiegen die Kosten bei weitem das schmale Budget der Bikerkassen.
Doch Hochglanzmagazine mit verführerischen Bildern und neuen Testergebnissen pflanzten einen neuen Virus in das Herz eines Bikers. Er lies sich vom Angebot eines Bikehändlers überzeugen und leistete sich ein paar Scheibenbremsen. Die Montage sollte in einer Stunde erledigt sein, schätzte der Händler, trotz 99er Rahmen und 2000er Bremsen.
Nach Ablauf dieser Stunde schaute der Biker beim Händler wieder vorbei und dessen Schrauber über die Schulter. Am Vorderrad war die Bremse ruckzuck montiert, alles passte wunderbar. Das Hinterteil des Bikes war etwas störrischer. Mit unzähligen Unterlegscheiben verschiedener Dicke wurde der optimale Sitz der Bremszange justiert. Endlich war alles fertig, der Biker leerte seine schwarze Kasse in die Hände des erfreuten Shopinhabers, lud sein Bike ins Auto und machte sich auf den Heimweg, denn es war Dienstag.
Zur abendlichen Tour wurde er mit “Aaahh!” und “Ooohh!” begrüßt, dann ging´s los. Doch die Fahrt ging nicht so flott voran, wie der Biker sich das gewünscht hatte. Ein böser Verdacht keimte in ihm auf. Sollte diese neue Bremse vielleicht dauernd bremsen. Eine Inspektion bestätigte den Verdacht. Das Hinterrad hatte sich beim Fahren seinen richtigen Platz im Rahmen gesucht, so dass der Abstand der Bremszange zur Scheibe nicht mehr stimmte. Somit schmiegte sich ein Bremsbacken innig an die Bremsscheibe und hielt den Biker von wilden Taten ab. Nach dem Lösen des Schnellspanners und der Suche einer schleiffreien Position, so wie sie der Chefschrauber in seinem Montageständer gefunden hatte, konnte es befreit weitergehen. Ab und an musste diese Prozedur wiederholt werden. Zu Hause angekommen nahm der Biker die Schrauberei selbst in die Hand und justierte durch geschicktes Kombinieren verschiedenster Unterlagscheiben seine Bremse neu. Jetzt läuft das Rad locker und ohne zu schleifen, die Bremse verzögert optimal. Sie ist sogar geeignet das Fahrrad noch leichter zu machen, denn der Biker kann jetzt auf seine Klingel verzichten. Ein leichtes Ziehen an der Hinterradbremse verzögert nicht nur das Bike, sondern erzeugt auch ein herrliches Quietschen, das jede V-Brake in den Schatten stellt und Fußgänger im Wald behände zur Seite springen lässt.
Just in dieser Zeit kann man in den verschiedensten Hochglanzmagzinen lesen wie das Quietschen von Scheibenbremsen zu bekämpfen sei. Erste Versuche sind gemacht, über die Ergebnisse wird an dieser Stelle berichtet.

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Kapitel 8: Optimale Saisonvorbereitung

Die Leiden eines Karnevalisten      oder...  Wer solche Freunde hat ...
Alljährlich wiederholt sich in der großen Matschfinderfamilie ein menschliches Drama, über welches auch eine breitere Öffentlichkeit einmal das Recht haben sollte, informiert zu werden.
Just zur selben Zeit, und zwar in den ersten Monaten nach dem Jahreswechsel, sieht sich einer unserer Biker einem stets wiederkehrenden Problem gegenüber. Unser tapferer Mitfahrer, der in früheren Kapiteln bereits mehrfach als der „
Bärtige“ Erwähnung gefunden hat, ist nämlich nebenberuflich noch Mitvorsitzender eines Karnevalvereines. Und gerade die Hochzeit des Faschingstreibens lässt dem Armen schlichtweg keine Zeit, die Trainingseinheiten seiner unbeugsamen Sportkameraden auch nur annähernd zu erreichen. Noch schlimmer: Wegen diverser täglicher und nächtlicher Verpflichtungen ist er noch nicht einmal in der Lage, seine Rosi zu besteigen.
Um jegliche Missverständnisse zu vermeiden, sei an dieser Stelle Nichteingeweihten und solchen, die glauben, wir würden nun auch in die Tiefen der Schundliteratur abgleiten,  mitgeteilt, dass es sich hierbei weder um Ehefrau noch Freundin handelt, vielmehr ganz banal um ein rosafarbenes Rennrad älteren Semesters, welches seine Altersverwendung auf einer Rolle zwecks Kurbelns im heimischen Wohnzimmer gefunden hat. Unausweichliche Folge ist jedenfalls ein geradezu dramatischer Trainingsrückstand, der sich nach Aschermittwoch äußerst unangenehm bemerkbar macht.
Wohlwissend um die Strapazen, die bei der ersten Ausfahrt auf ihn zukommen, wendet er zaghaft ein, ob es denn nicht mehr Sinn mache, vielleicht die ersten paar Wochen allein und ohne Druck einige Trainingseinheiten zu absolvieren. Erwartungsgemäß werden jedoch jegliche Einwendungen dieser Art geradezu entrüstet niedergeknüppelt mit Worten wie „Unsinn, du weißt doch, dass wir Rücksicht nehmen... . Haben wir jemals einen hängen lassen? ...Heute machen wir sowieso nur eine leichte Tour... ohne Berge“ und ähnlichen Beteuerungen.
Wider besseren Wissens lässt sich unser Bikerkamerad in der Hoffnung, dass die Worte  seiner Freunde wenigstens dieses Mal zutreffen könnten, breitschlagen und hängt sich wie immer an den Schluss des Feldes, um nach kurzer Zeit bereits feststellen zu müssen, dass der Vorletzte heute sich aber mit ungewöhnlich hoher Geschwindigkeit bewegt. Der Streckenverlauf weist nur geringfügige Abweichungen zu der angekündigten Samaritertour auf.  Anstatt festen Boden unter der Rädern erwartet ihn tiefer Matsch und Schlamm, anstatt flachen Passagen hundsgemeine, knochige Anstiege, anstatt einer gemütlichen Spazierfahrt ein Höllentempo. Sein Blick geht ständig zum Hinterrad in der sicheren Gewissheit, dass ein Plattfuß das ungehinderte Fortkommen erschwert. Als er zum x-ten Mal festgestellt hat, dass dies mitnichten der Fall ist, auch kein Nagel in der Nähe ist, mit dem etwa künstlich ein Verschnaufpause erzwungen werden könnte, stellt sich so langsam die Erkenntnis ein, dass nicht das Bike über Winter eingerostet ist und Gewicht zugelegt hat, vielmehr die Oberschenkel den erhöhten Alkoholgenuss der letzten Wochen nicht ganz unbeschadet überstanden und statt Muskeln Blei oder ein anderes Schwermetall angesetzt haben. Einziger Lichtblick sind die aufmunternden Worte seiner Freunde. Während er sich einen nach dem anderen Berg, die allesamt letztes Jahr nicht einmal halb so steil waren, hinaufquält, den Blick starr auf das Vorderrad gerichtet, den Puls bei 165,  ständig im anaeroben Bereich fahrend, erkennt in den Augenwinkeln einen seiner Mitstreiter, seines Zeichens frisch gekürter Saarlandmeister der Seniorenklasse 2, der schon wieder ein Stück zurückgekehrt ist, um ihn erneut nach oben zu begleiten.
Von „Fahr ruhig deinen Rhythmus“ über „Alles Kopfsache“ bis „Wir können ja auch nichts dafür, wenn du wochenlang saufen musst“ reicht die Palette seiner wohl gemeinten Bemerkungen, die unseren Bartträger zu dem Entschluss kommen lassen, mindestens die nächsten 2 Monate sich ähnliches nicht mehr anzutun. Ein letztes, verzweifeltes Hochziehen des Kopfes gibt dann aber tatsächlich den Blick  frei auf das Ende der Steigung und die oben bereits Wartenden. Nur noch wenige Meter, endlich geschafft. Erschöpft, nach isotonischen Wundermitteln und Energieriegeln lechzend, in der Hoffnung, die zentnerschweren Muskeln ein bisschen entspannen zu können, muss er feststellen, dass der Rest der Truppe, mittlerweile mit ausreichend Flüssigkeit versorgt und ausgeruht, sich schon wieder auf die Weiterfahrt macht. Wie aus weiter Ferne vernimmt er ein „Am besten locker weitertreten, nicht anhalten, sonst gehen die Muskeln zu, lass dich jetzt nicht hängen!“ Also sprach unser Saarlandmeister, tritt in die Pedale und entschwindet in Rekordzeit aus dem Blickfeld.
Rein mechanisch nimmt er die Verfolgung auf, allein noch getrieben von dem Gedanken an das Paradies, sprich das Gasthaus
„Zum Rosengarten“. Dass er es doch jedes Mal erreicht, ist ein ebenso unerklärbares Phänomen wie die Tatsache, dass spätestens nach dem 2. Weizenbier, oder sagen wir nach dem 3., die Welt schon wieder ganz anders aussieht. Auferstanden von den Toten, stolz auf die geradezu unmenschliche Leistung und in der sicheren Überzeugung, dass nächsten Samstag alles besser wird, geht es dann spätestens nach dem 5. Bier zurück nach Hause. Nicht immer ganz unfallfrei, aber glückselig.
(Alfons der “Bärtige” Graf)

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