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Allgäu

Von Wolken, Regen, viel Wind und etwas Sonnenschein
Reinhardsried/Allgäu  24.05. – 28.05.06

Prolog und Anreise am 24.05.062006er CD-Hülle

Die Christi-Himmelsfahrts-Tour 2006 sollte uns diesmal nach Reinhardsried im schönen Allgäu führen. Reinhardsried deshalb, weil unsere Rennsemmel P.J. dort die Urlaube seiner Kindheit verbracht hatte und er zu der dortigen Damenwelt immer noch ausgezeichnete Kontakte pflegt. Also wurden Zimmer bei seinen damaligen Vermietern, der Familie Bader gebucht. Die Anreise erfolgte mit privaten PKW´s über Karlsruhe, Ulm und Stuttgart, wobei ein Stau unseren Zeitplan etwas nach hinten verlängerte. Nach 6 Stunden hatten wir die knapp 400 km hinter uns gebracht. Wir bezogen unsere Zimmer und machten uns auf die örtliche Gastronomie zwecks Verpflegungsaufnahme auf zu suchen. Gesättigt fanden wir uns bei Familie Bader noch zu einem (Wie nur eins?) Absackerbier ein. Hammerharter Öffner!Dabei waren wir alle von dem holzhammermäßigen Flaschenöffner beeindruckt. Unser gräflicher Mitbiker Ali musste auch gleich testen ob dieses Teil auch tatsächlich als Hammer zu benutzen sei. Mit viel Geduld und Ausdauer klopft er auf den Rand der auf dem Rücken liegendenGudd gefloh, der Stobbe. Kronenkorken. Nach mehreren Versuch gelingt es ihm schließlich über eine Entfernung von gut einem Meter einen Korken genau ins Glas von St.W. zu schießen, was dieser erst bemerkt, als sich sein Glas bis zur Neige leert, da er just im Moment des Einschlags in ein intensives Gespräch mit seinem Nachbarn verwickelt war.
Derart gestärkt und unterhalten machten wir uns voller Vorfreude auf die am nächsten Tag anstehende Tour auf den Weg in unsere Betten.

 

25.05.06 Wieskirche und zurück (103 km, 4:40 h, 880 hm)

Guddes Frühstick, for allem de Kääs.Die Sonne begrüßt uns zum reichhaltigen Frühstück, an dem einzig und allein unser Talbewohner J. etwas auszusetzen hatte. Er wollte ein gesundes Frühstück und orderte gesunde Sachen wie Milch und Müsli, welche dem hervorragenden Schinken und Käse aus eigener Produktion geschmacklich jedoch überhaupt nichts entgegen zu setzen hatten. Bemerkenswert in den nächsten Tagen war, dass er die großmaulig georderten Zutaten für sein gesundes Frühstückt nun ignorierte, weil sie ja bereits bereit standen. Ein Paar Hasenohren würden gut zum Inhalt seines Kopfes und dem von uns benutzten Namen, den wir aus nicht verdienter Höflichkeit an dieser Stelle verschweigen, passen.
Bei anfangs sonnigem Wetter machten wir uns auf den Weg zur Wieskirche. Wir folgten den ausgezeichneten Radwegen, die uns über ein leicht welliges Gelände mit viel Asphalt unserem Ziel näher brachten. Wir gewannen dabei den Eindruck, dass das Allgäu bedeutend flacher ist als das Saarland, wo wir bei einer solchen Strecke irgendwo zwischen 1500 und 2000 Höhenmeter zurückgelegt hätten.
Die Sonne schien irgendwie durch die Müsliaktion beim Frühstück beleidigt worden zu sein, sie zog sich immer mehr hinter Wolken zurück. Temperaturen von 14°C sorgten nun dafür, dass wir nicht all zu sehr ins Schwitzen gerieten.Zimmlisch Bedrieb in der Kirsch doo!
Die Besichtigung der Wieskirche wollten wir uns nicht antun, da mehrere Hundertschaften bayrischer und ausländischer Pilger sich in zehnerreihigen Schlangen durch die Kirche schoben. Wir machten uns wieder auf den Weg um im Nachbarort ein Lokal für die Mittagsrast zu suchen. Im tiefsten Bayern trafen wir im Dorfgasthaus auf eine vietnamesische Chefin, die uns mit preiswerten und großportionigen asiatischen Gerichten bei Laune hielt.
Ohne erwähnenswerte Geschehnisse ging es zurück nach Reinhardsried, wo beim abendlichen Absackerbier erneut die Anwendungsmöglichkeiten des holzhammermäßigen Flaschenöffners getestet wurden. Dabei zeigte sich, dass der vorabendliche Glastreffer unseres Grafen wohl doch mehr Zufall als Absicht gewesen sein musste.

 

26.05.07 Nach Norden und zurück (107,5 km, 5:22 h, 890 hm)Hoch die Räder.

Matschfinder im Allgäu.Beim Frühstück regnets Bindfäden, es ist frisch, so um 11°C. Die geplante Tour zum Breitenberg bei Pfronten entfällt, wir machen statt dessen eine Spontantour Richtung Norden. Wir fahren über Radwege, haben viel Asphalt und nur wenig Schotter unter den Rädern, richtiges Mountainbikefeeling stellt sich nicht so recht ein. Nach etwa einer Stunde hört der Regen langsam auf, dafür bläst der Wind nun ziemlich heftig. Jeder sucht Windschatten, Erholung gibt’s eigentlich nur auf Abschnitten mit Rückenwind. Der Wind ist so heftig, dass wir auf leicht bergab führenden Strecken treten müssen, sonst bleiben wir stehen. Andererseits bläst uns der Wind leichte Steigungen hoch, auf ebenen Teilstücken erreichen wir mit Rückenwind locker 60Cola und Schorle, sehr gesund. Grossie Bordion!km/h. Ziemlich hart waren noch die letzten 5 km hoch von Aitnang nach Reinhardsried. Die Strecke ist zwar nur leicht ansteigend, aber ein heftiger Gegenwind und einsetzender Regen bremsen uns ziemlich aus. Die hinten fahrende Fraktion beschließt deshalb die Höhenmeter dieser Tour doppelt zu werten. Beim abendlichen Absackerbier lassen wie die Highlights dieses Tages,  mit Unterstützung des Holzhammers, noch einmal Revue passieren.

 

 

27.05.07 Elbseerunde (29 km, 1:28 h, 200 hm)

Weicheier, es räähnd doch kaum!U.R. ist aus Rosenheim zu uns gestoßen. Begrüßung mit lautem „Hallo!“ und Frühstück mit stehen bleibendem Müsli samt Milch. Es regnet in Strömen, Rebellion! 9 von 15 weigern sich unserem Führer auf der geplanten Ausfahrt zu folgen. Diese Rebellen sind unsere Jungspunde, die Hessenfraktion und unser talstämmiger Müslifreak, der laut darüber lamentiert, dass er doch besser die Italientour gebucht hätte. Er ist halt doch kein echter Matschfinder, denn die fahren bei jedem Wetter.
Kein Mensch weis bis heute was unseren Führer dazu verleitete die Hartgesottenen (Er selbst, der Autor dieser Zeilen, Oberschrauber und Stauer P.K. St.W., H.M. und Oldie B.O.) so zu enttäuschen und den Weicheiern einSchwansteink Alternativprogramm mit dem Auto Richtung Schloss Neuschwanstein anzubieten. Also ab in die Autos und los zum Weicheierziel, wo wir erkennen mussten, dass noch ein paar tausend Andere die gleich Idee hatten. Die kleine Eisenbrücke von der man einen Blick übers gesamte Schloss hat, brach fast unter der Last der dicht gedrängt stehenden Fotografen zusammen. Außerdem wird auch das Wetter seltsamer Weise sofort besser . Richtig ideal zum Biken. Wir legten dennoch etwa 200 Höhenmeter wenigsten zu Fuß zurück, besser als gar nichts.
Nun zog es uns doch zurück auf´s Bike. Schnell in die Autos, nach Reinhardsried und los Richtung Elbsee, wo unsere Wirtin für den Abend ein Haxenessen reserviert hatte.
Schöne bayrische Kirche Nach wenigen Kilometern kommen wir an einer Kirche vorbei, die uns unser Allgäukenner unbedingt von innen zeigen will. Da beginnt unser langohriger Gehirnträger aus dem Tal zu meckern, „Er sei ja schließlich zum Rad fahren und nicht zum spazieren da!“. Dass er morgens bei etwas stärkerem Regen nicht aufs Rad wollte hatte er zu diesem Zeitpunkt schon vergessen. Der Aufforderung des Autors dieser Zeilen, er könne seine Kilometer ja in der Zwischenzeit mit Runden um den Baum vor der Kirche sammeln, kam er aber auch nicht nach. Aber er war wenigstens ruhig, da sprachlos. Er konnte es nicht fassen, dass ihn Einer, der sonst nix fazehld, so anmachen konnte.Nur off de Brädder bleiwe, ganz ähnfach!
Nach der Besichtigung ging es weiter. Es warte noch ein richtiges Highlight auf uns , ein Singletrail durch ein Moor, gespickt mit Brettern und Paletten. Der eine oder andere probierte aus wie es ist, wenn man neben diesen Brettern fährt. Es folgte noch ein Wurzeltrail und wir standen am Elbsee, wo kurz das Lokal für das abendliche Haxenessen inspiziert wurde. Dabei war der eine oder andere im Vorfeld verwirrt worden, als die Parole von nicht vorhandenen Haxen, die zudem noch durch Fisch ersetzt worden seien, die Rund machte.
Locker geht es zurück zu Baders. Wir machen uns fein und finden uns im Lokal am besagten Elbsee ein . Die Haxen kommen. Unser Graf bekam beim Essen ein paar Probleme mit der Menge. Im Vorfeld hatte er sich beschwert, dass wir nur halbe und keine ganzen Haxen bestellt hätten, die würde er ruckzuck vertilgen und hätte anschließend wahrscheinlich noch Hunger, zumal er den ganzen Tag seit dem Frühstück nichts mehr zu sich genommen habe. Sein Magen schien diese Fastenaktion wohl als Befehl zum Schrumpfen gedeutet haben, nix war´s mit dem schnellen Vertilgen. Während er noch mit den Resten seines kleinen Häxchens kämpfte, - die Blöße, dass er etwas übrig lies, wollte er sich nun doch nicht geben – orderten drei bis vier hungrige Biker schon diverse große Eisbecher, die noch vor Ali´s Haxe ausgelöffelt waren. Endlich war auch er fertig und wir konnten zum gemütlichen Teil über gehen.
Hervor zu heben ist hier insbesondere die Orderung eines Glases „Kroonenwassers“ durch Th.M. aus IGB, um den Glasdrehtrick von Th.K . zu üben. Dazu wird ein volles Bierglas, vorzugsweise Weizen, am oberen Rand angefasst und mit Schwung am ausgestreckten Arm einmal um 360° herum gewirbelt, ohne dass ein Tropfen des kostbaren Inhalts verloren geht. Diese Bestellung stieß beim weiblichen Servicepersonal auf  Unverständnis, so dass die Bestellung auf hochdeutsch wiederholt wurde: „Bringen Sie mir bitte ein Glas Kranenwasser !“ Nun funktionierte es mit dem Service. Als erste Stufe wurde der Trick mit einem Zitronenviertel geübt. Er funktionierte wunderbar, sogar wenn das Glas umgedreht wurde, fiel das Zitronenstück nicht heraus, denn Th.K. hat es unbemerkter Weise im Glas festgeklemmt. Nun wurde das Glas etwa ein Zentimeter hoch mit Wasser gefüllt und Th.M. aus IGB begann es herum zu schleudern, ohne dass ein Tropfen Wasser heraus lief. Unser Schleuderer wurde immer mutiger und erklärte allen Anwesenden seine Technik und lobte dabei sein Geschick, egal ob er das Glas rechts oder links herum drehen dääde, kein Wasser würde nicht heraus laufen. Nun war es schließlich Zeit das Glas richtig zu füllen und dann den Trick auszuführen. Th.M. setzt zum Schwung an und ist zum ersten Mal während dieser Tour für fünf Minuten sprachlos. Das Glas hatte ihn überlistet, es hatte ihn die ganze Zeit in Sicherheit gewiegt und das Wasser festgehalten. Nun aber hatte es sich anders entschieden und ließ das Wasser in dem Moment, als es sich am höchsten Punkt seiner Umlaufbahn befand, aus der nach unten gerichteten Öffnung heraus laufen. Th.M. schnappte nach Luft und bekam den Mund gar nicht mehr zu. Die Kommentare der begeisterten Zuschauer bezogen sich meist auf den glücklichen Umstand, dass es Gott sei Dank nur Kroonenwasser und kein Bier gewesen sei.

 

28.05.06 Richtung Kempten (37,5 km, 1:47 h, 365 hm)

Der Sonntag begrüßte uns mit bedecktem Himmel, sturmähnlichen Winden und Temperaturen um 15°C. Die Hessenfraktion verabschiedet sich um doch noch den Gipfel des Breitenbergs zu stürmen. Aus späteren Erzählungen entnahmen wir, dass die Tour mehr oder weniger im Wasser unterging. Wir selbst wollten noch eine lockere 30 Kilometerschleife Richtung Kempten drehen. Wie schon am Vortag verwandelte der heftige Gegenwind flache Wege in Steigungen, Höhenmeter wurden in Gedanken verdoppelt, jedes Bisschen Windschatten wurde dankbar ausgenutzt. Nach dem Wendepunkt verwandelte sich der Wind  in einen Rückenwind, der uns die Steigungen schon fast von alleine hochschiebt. Tolles Gefühl!
Auf den letzten Kilometern beginnt es zu tröpfeln, wir erreichen gerade noch so einigermaßen trocken unsere Unterkunft. Nun heißt es die Räder zu verstauen, zu duschen, die Autos fertig packen und von Familie Bader Abschied zu nehmen, nicht ohne noch ein ordentliches Stück Käse mit nach Hause zu nehmen.
Herr Bader, schon über 70, ist immer noch ein begeisterter Sportler, früher mehr langlaufmäßig, jetzt mehr mit dem Bike. Er versorgte uns täglich mit neuen Tourenvorschlägen und will irgendwann zusammen mit seiner Enkelin den Traum einer Radraststation und Biker-Treff neben seinem Haus verwirklichen, damit die vielen Radler, die über den Radweg an seinem Haus vorbei kommen endlich eine Gelegenheit zum Ruhen, Essen und Trinken vorfinden. So schön die Algäuerradwege auch sind, Raststationen sind Mangelware in dieser Gegend.
Frau Bader versorgte uns mit einem tollen Frühstück und den neuesten Informationen über das Dorfgeschehen.
Wir fahren schließlich bei wolkenbruchartigem Regen los, auf der Autobahn herrscht zäher Verkehr. Hinter Ulm kommt langsam die Sonne hervor und so ab Stuttgart rollt auch der Verkehr wieder flüssig. Zu Hause werden beim Hegge die Besonderheiten der Tour noch einmal durchgekaut, insbesondere die Geschichte mit dem „Kroonenwasser“.

Als Fazit bleibt: Das Allgäu ist flach, regnerisch und windig, das Bier ist billig und süffig, die Radwege sind gepflegt, Raststationen gibt es dort aber nicht.