Technik

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Kapitel 9 : Seltsame Rituale, oder wie proste ich richtig.

Es ist immer das Selbe...
zum Abschluss jeder Tour, egal ob Samstag oder Dienstag, wird zur aktiven Regeneration der Rosengarten angesteuert, denn unsere Biker haben ihr Ohr ganz nah am Puls der sportmedizinischen Forschung. Neusten Erkenntnissen zu Folge müssen die nach der Tour leeren Kohlehydratspeicher schnellstens wieder aufgefüllt werden. Dabei schwören die
Matschfinder auf  Naturprodukte, künstliche Ergänzungsstoffe kommen dabei nicht in Frage. Bleibt also nur dunkles Weizenbier, ersatzweise Pils. Getreu dem Motto “Wer zusammen fährt darf auch zusammen trinken.” bestellt jeder eine Portion dieser flüssigen, gut zu resorbierenden Kohlehydrate. Nun stößt  Jeder mit Jedem an, damit genau wie beim Biken, auch jeder die gleiche Startzeit hat. Dabei sind einige Grundregeln zu beachten:

  • Weizenbierglas gegen Weizenbierglas: unten gegen unten stoßen
  • Weizenbierglas gegen Pilsglas: unten gegen oben stoßen
  • Am wichtigsten: Schaue deinem Prostpartner tief in die Augen.
  • Noch viel wichtiger: Stoße nie über Kreuz an, denn das soll unbestätigten Gerüchten zu Folge, sieben Jahre lang mehr oder weniger schlechten Sex nach sich ziehen. Wobei man den Eindruck hat, dass gerade die Älteren unter den Bikern absichtlich über Kreuz anstoßen, da durch weniger Sex mehr Zeit fürs Biken bleibt.

Nach dem ersten, mal mehr oder weniger großen, gemeinsamen Schluck trinkt jeder für sich, mehr oder weniger schnell, sein Glas leer. Denn beim Trinken bist du als Biker, genau wie beim Bergauffahren ganz auf dich allein gestellt. Die Geschwindigkeit des Kohlehydratausgleichs und der individuellen Flüssigkeitsergänzung richtet sich dabei nach der körperlichen Konstitution der Biker. Hier zeigen sich ganz deutliche Parallelen zum Biken. So wie einer nach dem anderen den Berggipfel erreicht, gelangt einer nach dem anderen mit seiner individuellen Geschwindigkeit am Boden seines Glases an.
Nach der ersten Portion Kohlehydrate muss nun die notwendige Mindestmenge zum Auffüllen der Speicher bestimmt werden. Denn diese Menge muss auf den athletischen Körper des einzelnen Bikers genau abgestimmt sein und kann nicht so, mir nichts dir nichts, willkürlich gewählt werden. Vielmehr wird der Bedarf auf Grund der Auswertung des technisch hochwertigen Equipments der Matschfinder penibel errechnet. Gerüchte, dass dabei die ermittelten Zahlen nach oben aufgerundet und durch Tourgegebenheiten (
“Heit war’s batschisch!”, “Heit war’s aarisch warm!”, “Heit war’s aarisch kalt!”...) noch angehoben werden, entbehren keiner Grundlage.
Nun setzt etwas ein, das für die Außenstehenden nicht immer zu durchschauen ist. Der erste Biker am Glas, oder war’s der letzte am Berg, ordert deshalb die 2. Portion Kohlehydrate, denn eine Portion ist niemals ausreichend. Er hebt sein gefülltes Glas und stößt dabei mit jedem seiner Mitbiker an, der noch Kohlehydrate in seinem Glas hat.
Was machen die Anderen? Sie stoßen nicht mehr untereinander an, sondern versuchen den Vorsprung des ersten Biker (Trinkers?) durch hastiges Schlucken aufzuholen. Kohlehydrate werden angefordert, dabei wird jede neue Portion durch reihenweises Anstoßen aktiviert.
Ist die notwendige Menge an Kohlehydraten in die Speicher gefüllt, stellt sich die Frage nach dem Heimweg. Eine gute Frage stammt von St. W.:
“Dringke ma noch Ääner?”. Durchs Gehirn der Anderen schießt der Gedanke “Man könnte ja die Kohlenhydrate auf Vorrat bunkern.”, als Antwort auf die Frage hört man ein vielstimmiges: “Wänn dus saaschd!”. Nach der nun erforderlichen Orderung weiterer Portionen, werden diese wieder durch reihenweises Anstoßen aktiviert und gespeichert.
So allmählich wandelt sich das Motto einer Matschfindertour:
“Wir lassen keinen hängen.” in ein “Wir lassen keinen stehen.”. Die Matschfinder wandeln nun auf dem schmalen Grat zwischen dem Gewichtsverlust durch das Training und der schönen Tour und dem Verlust der Muttersprache.
Doch allen Sprüchen zum Trotz naht unerbittlich der Zeitpunkt des Aufbruchs. Während der lockeren Heimfahrt zu den Schlafstätten fliegen die unterschiedlichsten Gedanken durch die Köpfe unserer regenerierten Biker:
“Mensch, wäärsch doch besser noch ouf die Toilett gang.”, oder: “Noo soer Tour sied ma sei Fraa inneme gans annere Lischd.”
Zu Hause angekommen müssen eventuell die Kohlehydratspeicher noch einmal kontrolliert werden.

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Kapitel 10 : Scheibenbremsen Teil 2

Es ist immer das Selbe...
nach jeder Tour, egal ob samstags oder dienstags finden die Biker auf den hinteren Plätzen die tollsten Ausreden für ihre Platzierung bei den diversen Bergankünften. Besonders einfach hatte es der technisch fortschrittliche Biker, der sich Scheibenbremsen an sein edles Teil geschraubt hatte (siehe Kapitel 7), er schob alles auf die Bremsen, die fortwährend bremsten, weil irgend ein Bremsbelag sich hartnäckig an die Scheiben schmiegte. Da diese Bremserei zwar gut für die Beinkraft, aber schlecht für vordere Plätze ist, beschloss unser Biker die ganze Geschichte noch einmal neu zu justieren. Das Hinterrad bereitete keine Probleme, es lief frei, ohne Schleifgeräusche, auch noch nach dem zigsten Bremsvorgang. Etwas anders gestaltete sich die Sache am Vorderrad. Bewaffnet mit diversen Werkzeugen, einer Schieblehre, einer  hellen Lampe und diversen Unterlagscheiben machte sich der Schrauber ans Werk. Das Bike wurde, wie immer in den letzten 50 Jahren, auf den Kopf gestellt, damit ein bequemes Arbeiten möglich war. Keine so gute Idee, wie sich später herausstellen sollte. Die Bremsbeläge wurden ausgebaut und die Lage von Scheibenbremsen und Bremssattel zueinander überprüft. Die Ausrichtung war optimal, genau wie in der Betriebsanleitung beschrieben, also dürfte auch nichts schleifen. Unter Zuhilfenahme der Lampe wurden jetzt die Bremskolben gescheckt und siehe da einer war etwas vorwitziger als der andere und schaute weiter heraus. Nach einem leichten Betätigen des Bremshebels ging er auch nicht wieder ein Stück zurück, wie sein Kollege auf der anderen Seite. Dieser Vorsprung war mit dem Wechseln von ein paar Unterlagscheiben schnell ausjustiert, Bremsbeläge und Rad waren schnell montiert und das Rad lief störungsfrei, die Bremsen bremsten nur beim Betätigen des Hebels und nicht dauernd wie vorher. Super! Nur mit den vorderen Platzierungen bei Bergankünften war es immer noch nichts. Also mussten neue Ausreden her. (“Die Weihnachtszeit war hart und voller Feiern.”;  “Heit bin isch ned gud druff.” usw.) So fuhr er weiter hinten mit und erfreute sich an tadellos funktionierenden Bremsen, die auch bei echtem Matschfinderwetter ordentlich verzögerten. Er war glücklich und zufrieden, bis zu dem Tag, als sich ein Dorn ins Vorderrad bohrte und einen schleichenden Plattfuß verursachte. Nach der Tour wurde also das Bike, wie immer in den letzten 50 Jahren, auf den Kopf gestellt, das Rad ausgebaut, der Dorn aus dem Mantel gepult und der Schlauch gewechselt. Das Rad wurde wieder eingebaut und nun erinnerte sich die Bremse an ihre Untugend mit dem schleifenden Bremsbelag und drückte diesen wieder liebevoll an die Scheibe. Nur war es diesmal der Belag auf der anderen Seite. Das Rad wurde wieder ausgebaut, die Bremskolben zurückgedrückt, das Rad wieder eingebaut. Das Bike wurde in die normale Stellung gebracht, vorne hochgehoben, das Rad wurde in Drehungen versetzt und mittels der Bremse wieder gestoppt. Diese meinte es gut und bremste auch nach dem Loslassen des Bremshebels munter weiter. Also das Ganze von vorn, Bike wie immer auf den Kopf (wie seit 50 Jahren), Vorderrad raus, Bremskolben zurück, Bremse leicht betätigen und siehe da ein Bremskolben geht nicht zurück. Diesmal zur Abwechslung wieder der auf der anderen Seite. Da erinnerte sich der Biker dunkel an einen Passus aus der Betriebsanleitung der Bremsen: “Transportiere das Fahrrad nie auf dem Kopf stehend.” Warum stand nicht da. Nun macht sich das physikalische Unterbewusstsein des Bikers bemerkbar, es keimte der Verdacht auf, dass Luft im System sei, die es zwar schafft den einen oder anderen Kolben an die Scheibe zu drücken, ihn aber beim Loslassen des Bremshebels nicht mehr in eine schleiffreie Position zurückziehen kann. Also die Bremszange wieder so justieren, wie es in der Betriebsanleitung beschrieben ist, was mit dem Wechsel von ein paar Unterlagscheiben auch schnell gemacht war. Dann das Rad in der richtigen Position in den Montageständer eingespannt, neues Werkzeug geholt und die Bremsen vorschriftsmäßig entlüftet, wobei wunderschöne Luftblasen zu beobachten waren, die sich ihren Weg aus dem Inneren der Bremse ins Freie bahnten. Danach die Bremshebel wieder in Fahrposition gebracht, das Vorderrad eingebaut und gebremst. Ungläubiges Staunen, noch mal bremsen, erneutes Staunen, erneut bremsen und endlich Gewissheit. Das Vorderrad läuft schleiffrei, die Bremse bremst nur wenn sie soll. Seit dem hat auch das Quietschen an der Hinterradbremse deutlich nachgelassen, also muss die Klingel doch wieder dran. So fährt der Biker wieder glücklich und zufrieden hinten mit und freut sich an einer tadellos funktionierenden Bremsanlage. Allerdings musste er seitdem auch noch keinen Platten am Vorderrad reparieren.

Nachtrag

Mittlerweile (2014/15) fahren alle Scheibenbremsen, wobei die Bremsen des großen japanischen Komponentenherstellers von den meisten bevorzugt werden, vor allem von den Alpencrossern. Sie sind gut zu dosieren, standfest, besonders mit 180er Scheiben hinten, auch bei langen steilen Abfahrten. Ausfälle bei Bremsbelägen und Scheiben, wie sie in diversen Magazinen beschrieben wurden, gab es in unserer Gruppe noch nicht. Was auch daran liegen mag, dass wir große Scheiben vorne und hinten bevorzugen und nur wenig bremsen.

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Kapitel 11: Von Speichen und anderen Teilen

Es ist jedes Jahr das Selbe...
nach der fünften Jahreszeit rappelt sich unser aktiver Karnevalist wieder auf (siehe auch Kapitel 8) um in die neue Bikesaison zu starten. Nach mehreren vergeblichen Anläufen, bei denen er von verschiedenen Geburtstagsfeiern und Jubiläen jeglicher Art von der gesunden Fortbewegungsart zu Gunsten von leibesumfanggebenden Tätigkeiten umgeleitet wurde, schaffte er es dann doch zur Samstagstour zu erscheinen. Nicht ohne jedoch am Vorabend noch einen Geburtstag besucht zu haben. Es war herrliches Wetter, die Truppe zahlreich und gut gelaunt. Unser Führer war an diesem Tag der dynamische P.J., der eine lockere Tour über 60 km in Aussicht stellte. Es sollte rund um Elversberg gehen, angefangen am Heinitzer Weiher, über Bildstock, Neuweiler, St. Ingbert, Hassel, Niederwürzbach usw. Der erfahrene Biker erkennt allein schon an der Aufzählung dieser Etappenziele, dass es mit 60 km nicht getan ist. Unter der Hand rechneten wir noch 20 km drauf, was sich auch am Ende der Tour als guter Zuschlag erwies, denn es kamen so 83 km zusammen. Und mit locker wird’s auf dieser Strecke auch nix. Denn wie der Name Elversberg schon sagt, geht’s immer bergauf und bergab. Wobei jedoch noch Keiner überzeugend erklären konnte, wieso es bei allen Touren immer mehr bergauf als bergab geht. Unser Karnevalist zuckt bei der Aufzählung nur ganz leicht zusammen, er protestierte auch nicht, wie sonst üblich, gegen die Strecke. Er wollte uns auch nicht einmal zu einer Tour durchs, zugegebenermaßen flache Grummbachtal, überreden. Er lächelte nur leicht und setzte sich mit der Truppe in Bewegung. Freundlicherweise überlies er dem technisch versierten Biker mit den Scheibenbremsen den angestammten vorletzten Platz. Nach dem Heinitzer Weiher erreichten wir Bildstock, was, wie jeder Landeskundige weis, gar nicht weit von Elversberg und etwa auf gleicher Höhe davon liegt, so dass es von dort aus mit dem Bike ein Leichtes ist heim zu fahren. Just an dieser Stelle erlebten die Biker eine Premiere, ein neuer Luftspartrick wurde geboren, der alle bisherigen Tricks wie spitzer Nagel oder Felgenplatzer in die Ecke vorsintflutlicher Methoden stellte. Unser Karnevalist schaffte es an dieser ebenen, asphaltglatten Stelle eine Speiche abzureißen. Wie er das geschafft hat bleibt bis heute sein Geheimnis. Alle Reparaturversuche, Ersatzspeichen usw. lehnte er ab. Er bedauerte natürlich zutiefst die Tour nach nur etwas mehr als 10 km abbrechen zu müssen. Es muss wohl seine karnevalistische, humorige Seele gewesen sein, die ihn dann fröhlich pfeifend, locker und leicht nach Hause radeln lies. Die Anderen setzten ihr Tour fort und waren nicht im Geringsten überrascht, das ihr Führer nun diverse Varianten in die Route einbaute um etwas Höhenmeter zu sammeln. Beim Ausfahren und Auffüllen der Kohlehydratspeicher im Rosengarten war unser Karnevalist wieder zugegen, locker konnte er nun beim Regenerieren mithalten.
Gegendarstellung : Unser Karnevalist dementiert heftig, dass Konditionsmangel für den Speichentrick verantwortlich war. Vielmehr habe an diesem Samstag seine Fußballmannschaft, die drittklassige SVE ein Heimspiel gehabt, dass er nicht versäumen wollte. Durch den Trick habe er die zweite Halbzeit noch sehen können und zwar ganz umsonst, da nach der Halbzeitpause kein Eintritt mehr erhoben wird.
Anmerkung der Redaktion: Wer´s glaubt wird seelig. Außerdem waren die Reparaturkosten dreimal höher als das gesparte Eintrittsgeld. Von den Kommentaren und Ratschlägen des örtlichen Fahrradhändlers ganz zu schweigen.
So ein neuer Trick lässt die Anderen natürlich nicht ruhen, wobei nicht jeder Trick als gelungen bezeichnet werden kann und unbedingt geeignet ist bei einer Tour Luft zu sparen oder locker nach Hause zu kommen. Die neueste Entwicklung in dieser Richtung konnten wir an einem Dienstag vor gar nicht all zu langer Zeit bestaunen. St. W. sucht einen neuen Sattel, probeweise hat er sich einen Flite ausgeliehen und montiert. Da er beruflich vorbelastet ist schraubte er dieses Teil gewissenhaft fest, getreu dem Motto “Nach fest kommt ab!”
Er war hoch zufrieden mit diesem Teil und lobt das neue Fahrgefühl ohne Probleme im Sitzbereich. Die Tour war an diesem Tag gemütlich, locker ohne holprige Piste, denn es war ein Neuer dabei und unser Führer G.H. bat um Rücksicht und schonende Fahrweise. Um so erstaunlicher war dann, dass St.W. an diesem Tag seinen neuen Trick probierte. Normalerweise hat er so etwas gar nicht nötig, denn er fährt als junger, dynamischer Biker immer vorne mit, vor allem wenn es gilt U.R. etwas zu bremsen, denn der kennt das Wort “locker pedalieren” nicht, bei dem muss immer Druck auf die Pedale. Auf einem Waldweg bei Neuweiler warf nun St.W. seinen Sattel ab, eine Untersuchung ergab, dass die Klemmschraube sich nach fest nun für ab entschieden hatte. Auch bei diesem Trick wurden Reparaturversuch kategorisch abgelehnt, aber diesmal nicht vom betroffenen Biker selbst, sondern von unserem Führer G.H., dessen Familienname synonym für seine Einstellung ist. Er behauptete einfach, dass so ein Sattel nicht mehr zu befestigen sei, obwohl sich in den Satteltaschen der unterschiedlichsten Biker jede Menge Ersatzteile und Reparaturmaterialien für fast jeden Zweck befinden. Er überredete St.W. doch im Stehen weiter zu fahren, was dieser in seinem jugendliche Leichtsinn auch akzeptierte. Er gewann der Sache sogar noch eine positive Seite ab, denn nun könne er gleichzeitig laufen und radfahren.

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Kapitel 12: Semmel, die Tour de France und andere Rennen

Es war nicht das Selbe wie sonst immer...
am 8. Juli 2002 beehrte die Tour das Saarland und die Matschfinder machten sich auf den Weg, dieses Ereignis live mit zu erleben. An einem wunderschönen, sonnigen Montagmorgen trafen sich ein paar Matschfinder mit Freizeit und machten sich auf den Weg nach Alsweiler zur dortigen Bergwertung. Locker und ohne Stress rollte die Truppe ins St. Wendeler Land, der eine oder vielleicht auch andere konnte seine isotonischen Getränke vom vorangegangenen Sonntag in aller Ruhe ausschwitzen.
In der Nähe des idyllischen Kaffs Habenichts fährt unsere Rennsemmel auf einmal Schlangenlinien und verabschiedet sich auf seinem Oberrohr sitzend fast in die Büsche. Alles hält und an, seinem Bike fehlt das rechte Pedal, es war es leid immer so viel Druck ausgesetzt zu sein und hatte sich mit einem Teil der Kurbel verabschiedet. Einbeinig pedalierte unser Crack bis zur nächsten Abzweigung in die Zivilisation. Er machte sich, begleitet von einem treuen Vasallen aus dem Taunus auf den Weg die ansässigen Bikeshops ab zu klappern und versprach uns an der Bergwertung wieder zu treffen.
Anmerkung der Redaktion: Unser Crack versucht schon seit längerer Zeit ein Leichtbau-Bike mit 8,5 kg Kampfgewicht auf die Räder zu stellen, um damit bei den deutschen Mountain-Bike-Meisterschaften ganz vorne mit zu geigen. Nun befielen ihn leichte Zweifel ob diese leichten Teile auch halten, wenn sich schon die schwereren Teile seines alten Bike´s ins Nichts auflösen. Übrigens das Bike ist mittlerweile fertig (dazu später mehr).
Die übrige Truppe traf kurz danach an ihrem Ziel ein, legte ihre Räder an die Kette und verwickelte die anwesenden Gesetzeshüter in ein fachliches Gespräch. Nach der Information, dass im gesamten Land alle Ordnungshüter, die im Besitz einer grünen Mütze sind, auch zum Einsatz eingeteilt sind, reifte der Gedanke, dass man an diesem Tage diverse Geldinstitute erleichtern könne. Der anwesende Obergrüne war der Meinung, dass dies sogar mit dem Fahrrad gefahrlos möglich sei.
Danach machte man sich auf die Suche nach einem günstigen Platz an dem man einen guten Blick hat und auch die 4 Stunden bis zum Eintreffen des Feldes in der Hitze dieses TagesIsch saahn dir, isch saahn nix... einigermaßen übersteht. Mittlerweile war auch unser Bikezerleger wieder eingetroffen und erzählte in seiner unnachahmlichen Art (“Isch saahn nix!”) von seinem Besuch bei verschiedenen Fahrradshops. Jeder versuchte die Zeit auf seine Art zu überbrücken, es gab viel zu erzählen, die übrigen Zuschauer in der Umgebung zu kommentieren und in Gespräche zu verwickeln, die aufgestellten Toilettenhäuschen mussten getestet werden, Plattfüße waren zu beheben usw.
Dann ging es endlich los, die Werbekarawane kam, bretterte durch. Hitze. Wieder warten. Dann endlich. Drei Hubschrauber, sie kommen. Nix, es dauert noch, doch jetzt geht’s los. Die Fahrer kommen den Berg Das wars!hoch. Jubel! Das Feld! Jubel! Der Letzte. Anfeuerung! Das war´s.
Die Truppe macht sich auf den Heimweg und lässt die Erlebnisse im Dopingzentrum noch einmal Revue passieren und verabredet sich zu dUnd Tschüss!er nächsten Tour. Unser Extrembiker und Verschrotter berichtet von den Fortschritten beim Aufbau seines 8,5 Kilo-Bikes, seiner Suche nach leichten Teilen im Internet usw.
Der Tag der deutschen Meisterschaft (20.07.2002) rückt immer näher und das Bike ist immer noch nicht fertig. Mal fehlt ein Teil, mal passt es nicht, das ist eigentlich alles Kopfsache. Dann endlich mittwochs vor dem Rennen ist es fertig, eigentlich nicht der ideale Zeitpunkt um es noch ausgiebig einzustellen und sich darauf ein zu fahren. Aber unserer Rennsemmel macht so was nichts aus, denn das ist Kopfsache.
Die Truppe verabredet sich um mit dem Bike die 65 km zum Austragungsort des Rennen im pfälzischen Schopp zurück zu legen. 10 Mann machen sich auf, 8 kommen zurück, unserer Extrembiker wird in seiner Altersklasse Vierter der deutschen Mountain-Bike-Meisterschaften 2002.
Anmerkung der Redaktion: Der Bericht über den Verbleib der beiden Anderen wird noch folgen, sofern sie ihre Zustimmung geben.

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Kapitel 13: 10 Biker fahren nach Schopp

Es war auch diesmal nicht das Selbe wie sonst immer...
denn wann fährt einer von uns schon mal bei den deutschen Mountain-Bike-Meisterschaften mit. Aber Rennsemmel “Isch saahn nix!-Peter” wagt sich mit seinem neuen Bike in das Getümmel.
Anmerkung der Redaktion: Das Bike ist übrigens tatsächlich rechtzeitig zur DM fertig geworden. Es ist vom allerfeinsten: Giant Carbonrahmen, XTR-Teile soweit das Auge blickt, Crossmaxfelgen usw. Nur eine Klingel fehlt; die Redaktion fragt sich, wie er damit andere überholen will, wenn die ihn nicht hören?
Da der Austragungsort nur 65 flache Asphaltkilometer entfernt war beschloss die Truppe sich mit den Bike´s auf den Weg zu machen um unseren Crack zu unterstützen. 10 Biker trafen sich samstags morgens am Dopingzentrum, die Rucksäcke gut gefüllt mit Proviant, denn so eine Meisterschaft ist anstrengend. Froh gelaunt und locker machten sie sich, immer mit einem Scherz auf den Lippen, auf den Weg in die Pals. Entspannt nahmen sie den Asphalt unter die Räder, lustige Sprüche umwehten ihre Helme. So wurden rasch die ersten ca. 20 km zurückgelegt, man näherte sich dem idyllischen Städtchen Homburg, das für seine Universitätsklinik berühmt ist. Der Radweg näherte sich einer Kreuzung und einer unsrer Fullyfahrer beobachtete den Autoverkehr neben sich. Just in diesem Moment wurde er von einem, in gestreifter Sträflingskleidung steckenden Begrenzungspfosten überfallen. Dieser sprang ihm genau vor das Vorderrad, welches deshalb abrupt stehen blieb. Die restlichen Teile des Bike´s und auch unser Fullyfahrer bekamen davon nichts mit und bewegten sich mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. Das Vorderrad klammerte sich jedoch mit aller Macht an seine Gabel, die wiederum hielt das Steuerrohr fest, welches den Rahmen nicht los lies. Auch der Sattel hielt sich krampfhaft an seinem Sitzrohr fest. Nur unser Biker musste sein Gerät verlassen. Er wählte dazu einen Salto, den auf Grund der geringen Flughöhe nicht ganz vollenden konnte. Er testete die Wo geh ma hinn?Hinterkopfpartie seines Helmes auf dem Asphalt, probierte anschließend die Knautschzone seines Rucksackes aus. Die Testergebnisse belegen, das die System noch verbesserungswürdig sind. Der Helm hielt hinten, schlug ihm aber vorne ein blaues Auge. Die Rucksackknautschzone ist zu klein, denn ihm bleib die Luft weg. Dem Bike ist übrigens nichts passiert. Da die Uniklinik nicht weit entfernt war, wurde unser Biker gut und kompetent versorgt. Da ihn die übrige Truppe in guten Händen sah, setzte sie ihren Weg in die Pals fort um unsere Rennsemmel nach vorne zu peitschen. In Schopp angekommen platzierte sie sich an diversen strategischen Punkten und triebSemmel zieh! “Isch saahn nix!-Peter” unerbittlich nach vorne auf den 4. Platz.
Während und nach dem Rennen wurde die eigene körperlich Fitness nicht vernachlässigt, man vernichtete den mitgebracht Proviant, auch damit die Heimfahrt mit geringerem Gewicht stattfinden konnte. Es ging wieder heim. Unter den Bikern befand sich einer, der in diesem Jahr zwar viele Kilometer zu Isch saahn nix! Die Luft isss all.Fuß herunter spulte, auch in fremden Ländern, der aber auf zwei Rädern erst das Pensum einer normalen Samstagstour in den Beinen hatte. Als sich die Truppe der Heimat näherte, wo er sich auskennt und dann normalerweise immer vorne weg fährt, verabschiedeten sich seine Beine von der Tour und liesen ihn alleine mit seinem Rad stehen. Es ging nicht mehr vorwärts, die Muskeln waren aus Holz, der Kopf und der Akku waren leer. Der Shuttledienst brachte ihn dann nach Hause.
Die restliche Truppe traf sich mit den Daheimgebliebenen im Dopingzentrum und lies die Ereignisse des Tages Revue passieren. Die Meisterschaft wurde gefeiert, Kohlehydrate wurden aufgefüllt. Auch unser Saltobiker stieß wieder zur Truppe, wenn auch etwas steifbeinig und vorsichtig agierend.
PS: Er hat Schwein gehabt, hat einen neuen Helm und sitzt wieder auf dem Bike.

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Kapitel 14: Biker´s Märchenwelt

Aus meist schlecht unterrichteten Kreisen im Umfeld der Matschfinder war jüngst das Gerücht zu vernehmen, die Matschfinder zeigten aufgrund ihres hohen Altersdurchschnittes erste Anzeichen einer gewissen Senilität. Belegen könne man dies an Hand von zwei typischen Verhaltensmustern: Dem infantilen Versuch, Märchen durch aktives Handeln wahr werden zu lassen, sowie dem Vergessen bzw. Ignorieren uralter dogmatischer Regeln.
Bei näherer Betrachtung scheinen einige Vorkommnisse der letzten Zeit in der Tat auf Ähnliches hinzuweisen.
Begonnen hat alles am sogenannten Hüttenzaubertag. Damals fiel erstmals ein gewisser E. aus E. auf, als er im Glücksgefühl eines gebockten, äh ich meine natürlich eines gedopten Bikers den Maikäfer aus dem Stück „Flieg, Maikäfer flieg“ spielen wollte. Die Szene, wie der Maikäfer hilflos auf dem Rücken liegend mit den Beinen in der Luft strampelte, hat er schon prima hingekriegt – am Rest muss er aber noch arbeiten.
Noch am gleichen Tag, einige Promille später, versuchte sich die ganze Truppe an der eigenwilligen Inszenierung des Märchens „Hans im Glück“, was ihnen auch trefflich gelang. Hans, diesmal selbst der Wirt, war nach einem turbulenten Lebensweg in der (Betzen-) Hölle gelandet. Gefangen in einer Meute johlender und singender Weiber schien er verloren und versuchte sich schon mit überstarken Schallwellen aus seiner Stereoanlage das Leben zu nehmen. Dann erschienen die Matschfinder auf der Bühne: Siebzehn junge, hübsche Männer mit strammen Waden betraten nacheinander den Raum und begannen sich Stück um Stück zu entkleiden. Schon war Hans von allem Übel befreit und strahlte nur so vor Glück.
Gerade mal eine Woche später waren die Matschfinder wieder unterwegs. Kaum im Wald, rief ihr Guide: „Die Prinzessin, wir müssen die schlafende Prinzessin retten !“ und stürzte sich schmerzverachtend in die nächste Dornenhecke. Folgsam, wie die Truppe nun mal ist, stürzten die anderen hinterher, zumal jeder das schlafende Dornröschen als Erster küssen wollte. Wie groß war die Enttäuschung, als sich herausstellte, dass G. statt der Schnarchgeräusche der schlafenden Prinzessin doch eher die Blähgeräusche eines Mitbikers vernommen hat (nein, A. war nicht dabei !). Statt süßer Lippen, reihenweise blutige Nasen; welch katastrophale Folgen ein kleiner Hörfehler doch haben kann!
Die nächste Episode lieferte P. aus E. noch anlässlich der gleichen Tour. „Peterchens Mondfahrt“ war sein Thema. Als die Dämmerung hereinbrach und sich der Mond zunächst noch ganz zaghaft am Firmament zeigte, verließ dieser P., alias Semmel aus E., ohne erkennbaren Grund und ohne Fremdeinwirkung die Truppe und fuhr einen Abhang hinunter auf eine wunderschöne Blumenwiese inmitten des Waldes. Angeblich wäre er von zärtlichen Elfen gerufen worden, die dort im Mondlicht im Reigen tanzten. Glauben wir’s ihm halt !! unn saahn aach nix dezuu.
Aber nun zu dem anderen Aspekt der kollektiven Demenz: Vergessen von geheiligten Regeln.  Jahrelang achteten die Biker beim Regenerieren mittels isotonischer, kohlehydrathaltiger Getränke ( Es fängt mit W... an und hört mit ...zen auf ) peinlichst genau darauf, es nicht über Kreuz oder ohne sich tief in die Augen zu schauen, zu tun. Die Folge davon wären nämlich der Sage nach sieben Jahre schlechter Sex gewesen. Wohl aus der Erkenntnis, dass die Tatsache, dass man keinen schlechten Sex hat, nicht zwingend bedeutet, dass man dann guten Sex hat, sondern bewiesenermaßen auch bedeuten kann, dass man überhaupt keinen Sex hat, haben einige Biker getreu der wissenschaftlichen Lehre von Analogie und Umkehrschluß ihr Trinkverhalten so geändert, dass sie jetzt durch absichtliches Kreuzundqueranstoßen und demonstratives Wegschauen dafür sorgen möchten, besser schlechten als überhaupt keinen Sex zu haben. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet.
Der Kreis der Merkwürdigkeiten schließt sich, wenn man  sich das neueste Projekt der Matschfinder anschaut. Bestärkt durch die bisherigen Erfolge, will man sich an Goethe’s Faust heranwagen, wobei es sich streng genommen bei diesem Klassiker der Literatur ja auch nur um ein Märchen handelt. Dabei soll die Figur der Grete im Mittelpunkt stehen. Spannend wird die Antwort auf die (Gretchen-)Frage sein, ob dieselbe eher Pseudonym für guten oder schlechten Sex ist und was das alles im Zusammenhang mit den oben erwähnten veränderten Trinkgewohnheiten der Biker zu bedeuten hat. Am Schluß würde es den Verfasser auch nicht wundern, wenn beide Theorien sich als Märchen herausstellen würden.

Wobei wir wieder am Anfang unserer Geschichte wären.

Anmerkung der Redaktion: Dieses märchenhafte Kapitel stammt aus der Schreibe des Gastautors
                                               M.M. aus Elmerschbersch.

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Kapitel 15: Handgepäck, Kabelbinder und flache Flüsse

Treffpunkt Dopingzentrum RosengartenDie geplante Alpenüberquerung der Matschfinder wirft ihre Schatten voraus. Die Vorbereitungen in logistischer und konditioneller Beziehung laufen auf Hochtouren. Zimmer sind gebucht, Rucksäcke geordert, die Ankunftsfeier geplant. Damit diese Feier auch stattfinden kann, müssen Waden und Sitzpolster der Biker trainiert werden. So war an einem Samstag im trockenen April 2003 eine Ausdauertour geplant. Es sollte mit dem Zug nach Kirn und dann mit dem Rad über den Naheradweg, Bostalsee und Römerweg wieder zurück nach Elversberg gehen. Dabei sollten etwa 110 flache Kilometer zurückgelegt werden, da ja der Naheradweg nach Aussage unseres Führers, entlang der ausgewiesenermaßen flachen Nahe vorbeiführt. .
Dieser Verlockung konnten sich die Matschfinder nicht widersetzen und gaben dem Führer den Auftrag Karten für die Zugfahrt zu besorgen. Auch die Biker von Whizz-Wheels mit Th. K. wollten sich uns anschliessen, denn Flachetappen sind immer eine lockere Angelegenheit.Prima Handgepäck, koschd aach nix.
Der erste Dämpfer für die euphorischen Biker lies jedoch nicht lange auf sich warten. Uns Führer teilt uns mit, dass in dem geplanten Zug kein Platz für 17 Räder sei, das große Transportunternehmen hätte nur 3 Plätze zur Verfügung stellen können. Doch unsere Biker sind erfinderisch und beschlossen die Räder als Handgepäck mit zu nehmen. Dazu werden die Laufräder demontiert und mit Kabelbindern, ersatzweise Riemen am Rahmen befestigt und das ganze Paket in einem 240 l Müllsack verstaut.
Endlich war es so weit. Die Truppe machte sich auf zum Bahnhof in Neunkirchen, wo sie mit den Gastbikern zusammentrafen. Flugs ging es auf den Bahnsteig, wo die Operation Handgepäck unter den interessierten Augen anderer Fahrgäste vonstatten ging. Schnell waren alle Räder in kleine handliche Gepäckstücke verwandelt, es blieb sogar noch Zeit den einen oder anderen Scherz bezüglich Kabelbinder und Reifen zu machen. K. d. S. war endlich überzeugt, dass die Geschichte mit dem Handgepäck kein Aprilscherz unseres Führers war. Pünktlich rollte der Zug ein und ab ging es problemlos Richtung Kirn.
Noch mehr Handgepäck im ZugDie Naheregion empfing unsere Biker mit Sonne und frohgemut machte sich die muntere Schar daran aus dem Handgepäck wieder fahrbare Untersätze zu bauen. Die notwendigen Handgriffe flutschten wie geschmiert; das Paket aus dem Sack nehmen, die Riemen lösen, die Räder einsetzen, Schnellspanner schliessen, V-Brakes einhängen und kontrollieren, die Sattelhöhe noch justieren, fertig. Dabei zeigte sich, dass die Biker mit Riemchen einen leichten Geschwindigkeitsvorteil gegenüber der Kabelbinderfraktion hatte, denn diese musste erst noch ihr Macht´s da irgendwo pffffffff.....?Kabelbinderentfernungswerkzeug in Form von Zangen oder Messern auspacken. Um die Riemchenfraktion wieder einzuholen, liesen die Kalbelbinderanhänger ihr Werkzeug richtig rotieren. Insbesondere J.Sch. gelang es mit einem raschen, genial geführten Messerschnitt drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Der Kabelbinder war durch, ebenso der Mantel des Hinterrades inklusive Schlauch. Das Geräusch der befreiten Luft lies 16 Augenpaare in eine Richtung blicken. die Weissagungen von H. M. beim Einpacken der Räder war eingetroffen. So stand also gleich die erste Reparatur an, die mit Hilfe von Gewebeband auch rasch erledigt war. ( Das Band hielt die ganze Strecke durch und überstand später noch etwa 60 km, wo es dann auf einem groben Schotterweg seinen DieGewichtsreduktionnst einstellte )
Gipfelrast im NahetalNun ging es endlich los, den Schildern des Naheradweges nach. Bald zeigte sich, dass der Naheradweg gar nicht daran dachte, der Nahe allzu nahe zu kommen, vielmehr verabschiedet er sich in der Gegend von Idar-Oberstein von der Nahe in Richtung der umgebenden, steil aufragenden Ufer. Es war also wie immer bei Flachetappen der Matschfinder, es ging bergauf. Erste Sprints und belgische Kreisel wurden gefahren, Vorne-weg-Uwe bog wie immer falsch ab und musste von P. K. wieder eingefangen werden. Die Sonne hatte ein Erbarmen mit den Bikern und verzog sich hinter die Wolken, damit nicht all zu viel Schweiss verloren ging. Kilometer um Kilometer näDie Tour war flacher als e Weitzeglaas!herte sich die Truppe wieder dem Saarland. Nach knapp 110 km und 1100 Höhenmetern ( also doch noch eine Flachetappe ) lief die Truppe im neuen Domizil des Heckenwirts in der St. Ingberter Str. in Elversberg ein. Dort lies man noch einmal alle Höhepunkte der Fahrt, wie Handgepäck, sachgemässes Entfernen von Kabelbindern, flache Wege durch Flusstäler bei isotonischen Getränken und fettarmer Nahrung Revue passieren.

 

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Kapitel 16: Nightrider

Es war wie immer nach dem Sommer...
Nach dem genialen Sommer 2003, der den Matschfindern viele trockene, wenn auch staubige Kilometer bescherte, neigt sich das Jahr langsam zu Ende. Auch die Sonne stellt immer früher ihren Dienst ein, so dass nach der Zeitumstellung die Dienstagstour der Dunkelheit zum Opfer zu fallen droht.
Mit der Sonne verabschiedete sich bisher auch jedes Jahr die mühsam über Sommer erworbene Kondition der Matschfinder, was dann im Frühjahr einen erhöhten Nachholbedarf ergab.
Zur Konditionskonservierung begann nun ein Teil der Matschfinder zu spinnen. Nicht im Kopf, wie böse Zungen behaupten, sondern in einem Studio der saarländischen Biermetropole. Dort ließen sie bei dröhnender Musik auf chromblitzenden Geräten im Angesicht ihres Schweißes und leichtbekleideter Damen ihre Beine kreisen. Aber auf der Stelle strampeln ist auf Dauer nichts für einen echten Matschfinder.
Der Einzige unserer Truppe, der das noch regelmäßig zu Hause praktiziert ist unser Oberkarnevalist A. „Ali“G. Aber der hat ja auch eine Rosi.
Der Rest der Truppe sann jedoch auf Abhilfe und wurde auch Dank technischer Innovationen fündig. Bei dunklem Weizenbier wurde die Idee geboren auch bei Dunkelheit Touren zu unternehmen. Also beschloss man sich lichttechnisch aufzurüsten. Als adäquate Beleuchtungsanlage wurde ein 5W-Strahler mit einem in den Flaschenhalter passenden Bleiakku auserkoren, der 3 Stunden Brenndauer versprach. Preisvergleiche wurden angestellt, günstige Händler wurden gesucht. Der örtliche Fahrradhändler wollte bei einer Abnahme von 100 Lampen mit einem Preisnachlass rüberkommen. Da die Lenker an den Bikes der Matschfinder jedoch nicht Platz für solche Mengen bieten, wurde weiter gesucht. Detlef Herz, von Sport H2 in Homburg kam uns, wie eigentlich immer bei Bestellungen, sehr entgegen.
Die Matschfinder erlebten vorgezogene Weihnachten. „Die Lambe sinn doo!“ lies unser Führer verlauten und begann mit der Bescherung.
Nun erleben die Matschfinder dienstags abends ein völlig neues Fahrgefühl. Bekannte Wege sehen völlig anders aus. Berge sind nicht mehr vorhanden, man sieht sie nicht mehr. Kurven werden dunkel, da die Lampe nicht so sehr um die Ecke scheint. Unheimliche Schatten lauern rechts und links der Wege. Hundeführer tauchen schemenhaft am Wegesrand auf.
Neue Fahrtechniken werden erfunden. So wackelt unser Führer des Öfteren mit dem Lenker um das Vorfeld breitflächig aus zu leuchten.
Auch die Position in der Truppe spielt nun beim Fahren eine andere Rolle. Während im Sommer die hinteren Plätze zu einer vermehrten Staub- und Matschaufnahme führen, erweisen sie sich nun als überaus vorteilhaft, da sie mit einer Art Flutlichteffekt ausgestattet sind. Während die Biker in der ersten Reihe nur bis zum Ende ihres Lichtkegels sehen, erhalten die hinteren Reihen eine kostenlose Ausleuchtung der Wege bis zur Spitze des Feldes, was sich als sehr angenehm erweist. Löcher, Steine und andere Hindernisse werden von den Vornewegfahrenden durch Rufen, Fluchen und Ähnlichem angekündigt.
Die Reaktionen auf die ersten Ausfahrten sind überschwänglich, verbunden mit einer Aufarbeitung der Erlebnisse bei isotonischen Getränken und der Hoffnung auf eine gute Konservierung der Kondition.
Stand Ende 2012: Die Beleuchtungstechnik hat inzwischen gewaltige Fortschritte gemacht. Helle LED-Strahler sind inzwischen Standard. Chinamodelle, ganz ohne amtliche Verkehrszulassung sind schon um 30 Mücken zu haben. Die Akkus sind sehr viel leichter geworden, die Leuchtdauer beträgt bis zu 10 Stunden bei voller Leistung, je nach Hersteller.
Die Lampen sind mittlerweile vom Lenker auf die Helme geklettert, was beim Kurvenfahren die Fahrbahnausleuchtung entscheidend verbessert.

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Kapitel 17: Stunts

Es war einmal ...
eine stille und ruhige Zeit in der die Matschfinder sich auf ihren Rädern locker vorwärts bewegten und nicht im Traum daran dachten, ihre Untersätze auf irgendwelche Art und Weise zu verlassen. Es sei denn, für den Fall der Aufnahme isotonischer Getränke.
Wie es aber der Lauf der Zeit so mit sich bringt, wird jede Idylle einmal durch dunkle Mächte gestört. So schlich sich auch bei den Matschfindern so nach und nach die Unsitte ein, während der Fahrt das Gerät zu verlassen oder sich gemeinsam mit dem geliebten Bike an allen möglichen und unmöglichen Orten einfach nieder zu legen, obwohl weit und breit keine Getränkeaufnahmestation zu sehen ist. Dabei haben sich einige Matschfinder besonders hervor getan. Es besteht sogar der Verdacht, dass sie heimlich solche Abgänge üben, nur um in der folgenden Pause Zeit zur Regeneration zu haben.
Der geneigte Leser möge sich an Hand der folgenden Beispiele ein Bild von den Möglichkeiten machen, die einem gewieften Biker zur Verfügung stehen, sein Gefährt mehr oder weniger stilvoll zu verlassen.

Stunt 1
Beginnen möchte ich die Aufzählung mit den Abgängen unseres Führers, der meistens den Lenkerübersteiger bevorzugt. Das erste Mal zeigte er diese Nummer auf der Abfahrt vom Erlenbrunnen, bei der es gilt, genügend Schwung mit auf den folgenden kurzen, aber steilen Hang zu nehmen. Dem Laien sei zuerst die notwendige Fahrttechnik beschrieben, damit er die folgende Leistung unseres Führers richtig würdigen kann. Vom Franzosenweg kommend biegt man nach kurzer Fahrt vom breiten, nach Haus Furpach führenden Weg, rechts ab Richtung Erlenbrunnen, folgt locker surfend den sanften Windungen des schräg zum Hang, leicht bergab verlaufenden Weges. Dann richtet man sein Bike in einer leichten Rechtskurve auf die unten liegende Holzbrücke aus, hinter der es nach einem kurzen 2-Meteranstieg einen Forstweg zu queren gilt, um dann den angesprochen kurzen Anstieg mit dem mitgebrachten Schwung zu meistern. Diesen ganzen Bewegungsablauf vor seinem geistigen Auge, veranlasst unseren Führer sein Bike auf dem Weg zur Brücke zu beschleunigen, denn der Weg vor ihm ist frei, denn er fährt, wie es sich für einen Führer gehört, vorne weg. Er brettert über die Brücke und nimmt so viel Schwung mit, dass er den folgenden Weg gar nicht mehr berührt, sondern in freiem Flug überquert. Das mag auch damit zusammenhängen, dass er als rücksichtsvoller Biker stets darauf bedacht ist, die befahrenen Wege möglichst nicht zu beschädigen. Wie nun jeder weis, der sich mit dem Fliegen etwas auskennt, ist es immer gut, wenn zur Landung eine möglichst waagerechte Landebahn mit Auslauf zur Verfügung steht, was in diesem Fall aber auf Grund der Geländeformationen nicht gegeben ist. Der Versuch nun mit dem Vorderrad auf dem steilen Hang zu landen bremste das Bike abrupt ab. Unser Führer behielt jedoch seine etwas höher liegende Flugbahn bei, die aber auf Grund der noch festen Verbindung zwischen den Händen und dem Lenker nun eine plötzliche Richtungsänderung nach unten erfuhr und sich dadurch unser Bikerchef neben seinem Bike auf dem Hang wieder fand. Zum Glück war der Boden relativ hart, sonst hätten die übrigen Biker ihn wahrscheinlich aus einem mehreren Metern tiefen Krater bergen müssen. Seinem Bike ist im übrigen nichts passiert.

Stunt 2
Eine weitere Variante des Lenkerübersteigers zeigte er uns im Frühsommer des Jahres 2004 bei einer Abfahrt auf einem kiesigen Weg in der Kirkeler Gegend. Er wie immer vorneweg, wir hintendran. In einer weiten Rechtskurve will er, wie es sich gehört, durch leichtes Bremsen an der Hinterhand, etwas Fahrt herausnehmen. Da er an diesem Tag aber ein paar ältere, ziemlich dünnwandige Felgen montiert hatte, stellte sich eine etwas ungleichmäßige Bremswirkung ein. An einer leicht ausgebeulten Stelle der Felgenwand ergab sich nun eine erhebliche Steigerung der Bremswirkung, mit folgender, radikaler Blockierung des Hinterrades. Das Bike driftete nun nach links vom Weg ab. Eingedenk der etwas harten Landung am Erlenbrunnen, suchte sich unser Führer nun einen kleinen, niedrigen Busch am Wegesrand aus, der ihn sanft bremsen sollte. Er hatte aber nicht mit der Zähigkeit des kleinen Busches gerechnet, der sein Bike ebenso abrupt bremste wie der oben beschriebene Hang. Also hieß es wieder das Bike über den Lenker zu verlassen. Dabei stellt sich noch heraus, dass der Busch nicht nur zäh, sondern auch noch mit allerfeinsten Dornen gespickt war, welche ein interessantes Muster auf Armen und Beinen unseres Führers hinterließen.
Eine ebenfalls ausgeklügelte Buschnummer legte J. Sch. bei einer Abfahrt vom St. Ingberter Stiefel hin. Wir folgten unserem Führer über den schmalen Singletrail, oberhalb des Weges von Rentrisch nach Sengscheid. J. bildete den Schluss der Gruppe, welche schon am Ende des Trails auf diesem breiten Weg angelangt war und auf ihn wartete. Plötzlich schießt J. weiter hinten mit einer perfekten Rolle über den Rand der Böschung und landet sitzend auf dem besagten Weg. Sein Stevens M5 hatte eine abgerutschte Stelle im Singletrail übersehen und ihn seitlich die Böschung  hinunter geworfen. Die Büsche und das Gestrüpp, das er bei dieser Aktion platt gewalzt hatte, haben sich bis heute noch nicht erholt. Sein Rad wartete übrigens brav oberhalb im Gestrüpp auf seine Bergung durch den Rest der Truppe.

Stunt 3
Einen perfekten Lenkerübersteiger mit anschließendem Rucksacklandungstest zeigte uns M.M. bei einer Fahrt nach Schopp in der Pfalz, wo die Truppe die Rennsemmel bei den deutschen MTB-Meisterschaften anfeuern wollte. Allerdings wurde er dabei von einem Straßenbegrenzungspfosten unterstützt, der ihm heimtückischer Weise vor das Vorderrad sprang und für dessen augenblicklichen Stillstand sorgte. Da die Gesetze der Physik nicht außer Kraft zu setzen sind, behielt auch das Gesetz der Massenträgheit seine volle Gültigkeit bei. Der Rest des Bikes und unser M.M. setzten ihre Bewegung ungehindert weiter fort, nicht ohne jedoch durch leichtes Abheben dem Pfosten nach oben auszuweichen. Da durch das Aufsteigen nun Bewegungsenergie aufgebraucht wurde, ging die aufsteigende Bewegung nun in eine abwärts gerichtete Bewegung über. Weitere Energie verbrauchte M.M durch eine Rotation um seinen Körperschwerpunkt und die elastische Verformung seines Rucksacks bei der Landung. Ob so viel Heimtücke des Pfostens blieb ihm erst mal die Luft weg, so dass er einige Zeit sprachlos war.

Stunt 4
Erwähnenswert ist auch die Maikäfernummer des Autors dieser Zeilen, die anlässlich der Hüttenzaubertour im Dezember 2002 gezeigt wurde. Am Fuße eines ausgefahrenen Anstieges hinauf zur Steinberghütte bei Höchen, schaltete er umsichtig vorn aufs kleinste Kettenblatt, um im folgenden Streckenabschnitt noch genügend Reserven zu haben. Der Umwerfer meinte es aber viel zu gut und warf die Kette auf ein noch kleineres, jedoch imaginäres, also nicht vorhandenes Kettenblatt. Die Beine kurbelten munter weiter, der erwartete Vortrieb blieb jedoch unerwarteter Weise aus. Das Gehirn registrierte dieses Missverhältnis zwischen Bein- und Bikebewegung und gab an den rechten Fuß den Befehl zum Ausklicken und auf den Boden aufzusetzen, welchen dieser auch prompt ausführte. Beim Aufsetzen meldete der Fuß jedoch, dass an Stelle des erwarteten festen Bodens eine ziemlich tiefe Spurrille vorhanden sei. Getreu dem Befehl des Gehirns versuchte der Fuß nun den Grund zu erreichen. Da das anhängende Bein seinerseits jedoch nichts von einer Verlängerung gehört hatte, folgte es dem Fuß auf dem Weg nach unten und zog den anhängenden restlichen Körpers des Bikers mit sich, wobei dieser sich nun seinerseits, mittels einer geschickten Drehung, auf dem Rücken ablegte und so das Bike über sich in der Luft halten konnte, um es vor Beschädigungen zu schützen.

Stunt 5
Die oben beschriebenen Nummern verblassen aber vor den Vorführungen, die uns im Jahre 2004 von unserer Rennsemmel gezeigt wurden. In den Jahren vorher hatte er uns schon immer einmal eine Kostprobe seines Potentials beim Ausführen von spektakulären Stunts gegeben. So schaffte er es mehrmals ohne ein Wort zu sagen, seitwärts in den Büschen zu verschwinden und sich so in seinem Bike zu verklemmen, dass er ohne fremde Hilfe noch heute dort liegen würde. Auch der frühere Versuch, in der Nähe des Saarbrücker Ludwigsparkes, eine Abkürzung zwischen zwei Baumstämmen hindurch zu probieren, war ebenfalls vom Allerfeinsten, auch wenn er sich dabei mit seinem Lenker nicht ganz einig war. Denn dieser weigert sich nämlich zwischen den Bäumen hindurch zu passen.

Stunt 6
Die stärkste Nummer lieferte er aber im Sommer bei einer Samstagstour in Wörschweiler. Bei herrlichem Sonnenschein rollte die Truppe in langsamer Fahrt auf die Abzweigung des Weges zu, der von der Hauptstraße in Wörschweiler hoch zur Klosterruine führt. In Erwartung des steilen Anstieges fahren alle langsam, holen Luft und schalten zurück. Auf einmal rumpelt es im hinteren Teil der Truppe. P.J. hat wie immer, seine ihn umgebenden Mitfahrer mit lockeren Sprüchen unterhalten und dabei mit geübtem Auge die Umgebung nach weiblichen Wesen abgecheckt. Dabei hat ihn die Verzögerung im vorderen Teil der Truppe überrascht, so dass er mit einer wahren Blitzreaktion die Hebel seiner neu installierten Hydraulikbremsen betätigte. Dabei wurde er von den radikalen, noch ungewohnten Verzögerungswerten dieser deutschen Wertarbeit überrascht. Noch überraschter war sein Bike, das ihn durch ein heftiges Heben der Hinterhand auf die Straße warf. Sein Bike versuchte ihn noch auf zu fangen und schob ihm den Lenker unter die Rippen, von denen sich zwei mit einem leisen Knacken für den Rettungsversuch bedankten. P. rappelt sich hoch und quittiert die üblichen Kommentare und Ferndiagnosen mit einem leichten Hüftknick nebst einhändigem Seitenhalten. Der Shuttledienst brachte ihn und sein Bike nach Hause.

Stunt 7
Drei Wochen später fuhr er wieder mit und zeigte uns erneut eine Probe seines Könnens. Bei der Abfahrt von Biesingen nach Alschbach wirft er in der Rechts-links-Kombination nach dem Steilstück, sich und sein Bike auf den leicht feuchten Asphalt. Seine beiden Rippen federn die Landung locker ab. Um den Weg wieder frei zu geben, wirft er sein Bike dann noch in die angrenzende Wiese. Eine Leistung, die der Rest der Truppe nicht hinkriegt, alle rollen um die beiden Kurven und wundern sich, wie man mit dieser relativ geringen Geschwindigkeit eine solche Nummer auf den Asphalt zaubern kann.

Stunt 8
Zur Krönung seines diesjährigen Programms zeigte er uns noch eine lenkergebremste Pfostennummer. Die Truppe rollt, wie immer auf freien , flachen Wegen, in einer gemischten Zweier-Dreier-Reihen-Formation an einem Sportplatz im östlichen Saarland vorbei. Alle Augen sind nach links gerichtet, wo vor dem Clubheim ein weibliches Wesen in ein Cabrio einsteigt. Da der Anblick relativ uninteressant ist (vier Räder, keine Pedale an dem Gefährt) richten alle, fast alle, wieder ihren Blick voraus auf den Weg, um mit einem einstimmigen „Pooschde!“ unsere, immer noch nach links blickende und die Vorzüge des weiblichen Wesens beschreibende, Rennsemmel vor einem einsam, mitten auf dem Weg stehenden Pfosten zu warnen. Dieser Pfosten verhindert jedoch glücklicherweise mit Hilfe des Lenkers bei der nun folgenden Bremsaktion einen weiteren Überschlag mit Rippenlandung.

Stunt 9
Ein weiterer Biker hat sich mit einer spektakulären Nummer ebenfalls einen Platz in dieser Geschichte verdient. Anlässlich der 2004er Matschfinder Lyonertour rund ums Saarland, zeigte er vor einem breiten Publikum den Losfahrlenkerübersteiger vor dem Abteibräu in Mettlach. An diesem Tag hatten wir, nach einer mehr oder weniger schwierigen Route mit Rucksacksuchaktion und Verlust eines kleinen Bikerleins (siehe auch das Lied von den 18 kleinen Mountainbikerlein), nachmittags unser Etappenziel in Mettlach erreicht. Vor dem Einchecken im Hotel sollte noch der Flüssigkeitshaushalt durch Aufnahme isotonischer Getränke ausgeglichen werden. Als geeigneter Ort wurde der ruhige Ort der Abteibräu auserkoren, wo ein Mengenrabatt bei der Abnahme größerer Getränkemengen die Kassen der Biker schonte. Die fachkundige Analyse der Marktgesetze führte zu dem Schluss, dass eine mehrfache Inanspruchnahme dieses Rabatts, zwangsläufig auch zu einer größeren Einsparung führen müsse. Diese Theorie wurde gleich in der Praxis überprüft und bestätigt. Zufrieden begann man sich auf den Weg zum Hotel vorzubereiten. Ein plötzlich aufziehender Regenschauer beschleunigte jedoch die Aufbruchsaktionen und führte zu wahren Blitzstarts in der Truppe. H.M. übersah dabei jedoch, dass sein Lenker quer und ein Fuß noch nicht richtig auf dem Pedal stand. Diese Situation führte zu einem Überqueren des Bikes von einer Seite zur anderen. Diese gelungene Vorführung wurde von den anwesenden Zuschauern mit Applaus belohnt. Bei unserer Rennsemmel führte Nummer zu einem Lachflash, der jedoch wegen der beleidigten Rippen etwas spärlich ausfiel, was diesen dennoch nicht davon abhielt, beim abendlichen Zusammensitzen diese Nummer noch einmal in allen Einzelheiten zu beschreiben.

Stunt 10
Als weiteres Highlight der Stuntsaison 2004 zeigte unser Führer anlässlich des Besuches des Saarspektakels im August eine tolle Wassernummer. Ein Teil der Truppe machte sich damals auf um unsere Rennsemmel, die sich mittlerweile als begehrtes Objekt am Paddel entpuppt hat, beim diesjährigen Drachenbootrennen auf der Saar anzufeuern. Über Bildstock, Kraftwerk Weiher und den Holzer Wasserturm radelte die Truppe locker Richtung Saarbrücken. Es war warm, anfangs schien die Sonne, vereinzelte Wolken zogen lässig über den eher bleiernen Himmel. Sommerliche Kleidung war angesagt, nur einige wenige hatten, eingedenk der Wettervorhersagen, leichten Regenschutz eingesteckt. So nach und nach tauschten unbedeckter Himmel und Wolken ihre Anteile untereinander aus, bis es schließlich bei Von der Heydt leicht zu tröpfeln begann. Ein fernes Grummeln kündigte ein Gewitter an. Justament bot dort eine Traktorremise Gelegenheit zum Unterstellen. Da das Tröpfeln nicht stärker wurde, machte man sich nach kurzer Zeit wieder auf, das Ziel an der Saar zu erreichen. Auf diesen Start hatten die Wolken nur gewartet. Mit einem Begrüßungsblitz, gefolgt von einem donnernden Paukenschlag, öffneten sie ihre Schleusen und ließen ziemlich schlagartig ihr gespeichertes Wasser in Form von wahren Sturzbächen zur Erde fallen. Die Regenbekleidungsfraktion hatte noch nicht einmal Gelegenheit, die mitgebrachten Teile auszupacken, geschweige denn über zu ziehen. Weiter ging’s bei Blitz und Donner Richtung Burbach, wo an einer Getränkebude kurzes Unterstellen ausprobiert wurde. Der nun folgende Abkühlungseffekt und die fehlende Aussicht auf ein Ende der Sintflut ließ die Truppe wieder aufbrechen, denn nasser als nass kann man auch nicht mehr werden. Und was ein echter Matschfinder ist, der lässt sich von Wasser schon gar nicht aufhalten – normalerweise.
Die Straßen in Burbach waren halbseitig überschwemmt, aus den Seitenstraßen schossen die reinsten Sturzbäche bergab, Autos schlichen nur noch langsam dahin, sie waren richtige Hindernisse für die Matschfinder, die in voller Fahrt durch die Fluten rauschten. Denn wie schon gesagt, nasser als nass kann man nicht mehr werden. Diese rasante, spritzige Fahrt durch die Fluten hatte einen angenehmen Nebeneffekt: die Bikes wurden wieder so richtig sauber. Schließlich wurde der Bürgerpark an der Saar erreicht, wo die Matschfinder enttäuscht feststellen mussten, dass die Weicheier der Organisatoren die Drachenbootrennen gestoppt hatten, wohl aus Angst, dass die Boote durch die herabstürzenden Wassermassen absaufen würden. Weicheier!
Auch die fußgängerischen Besucher waren Weicheier, unter jedem, einigermaßen dichten Unterstand, sei es Bierstand, Brücke oder Pavillon , drängten sie sich zusammen. Dabei fielen ihnen durch die Bank die Augen aus dem Kopf, als sie die Truppe in ihren schmucken, leuchtend gelben Trikots auf ihren Bikes entdeckten. Um diesen verängstigten Zeitgenossen nun noch mehr Gesprächsstoff zu liefern machte sich unser Führer auf einen neuen Weg in Richtung Heimat zu erkunden. Hinter einem Bierstand bog er ungewohnter Weise nach links ab, um einen großen, im Regen glänzenden Platz zu queren. Seltsam war daran nur, dass sein Bike auf einmal immer kleinere Räder zu bekommen schien, die unteren Hälften schienen mehr und mehr vom Wasser verschluckt zu werden. Seltsam war ebenfalls, dass es auf diesem ebenen Platz scheinbar bergab ging, denn das Oberrohr seines Bikes zeigte vorne stark nach unten. Das Publikum unter den Dächern verstummte ehrfürchtig. Ob der anhaltenden Stille hielt unser Führer ganz unauffällig an und setze seinen linken Fuß auf den Boden. Auch dabei trat wieder das „Wie vom Wasser verschluckt“-Phänomen auf. Sein Bein war fast bis zum Knie verschwunden. Das wurde ihm jetzt jedoch selbst etwas unheimlich, sachte wendete er und fuhr bergauf wieder aus dem großen, ebenen, im Regen glänzenden Platz heraus. Als er sich wieder zu dem staunenden Rest der Truppe gesellte, konnte der sich einige Kommentare über diese gelungene Nummer  natürlich nicht verkneifen. Insbesondere da das Bike nun wunderbarer Weise mit grünen, leicht stinkenden Fäden oder Haaren an Rädern und Speichen dekoriert war. Auch unseres Führers linkes Bein wies diese grünliche Dekoration auf. Das untergestellte Publikum belohnte nun ebenfalls diese Nummer mit einem tosenden Applaus, der dem der Mettlacher Lenkernummer in nichts nachstand.

Stunt 11
So spektakulär diese Nummer auch war, sie verblasst aber im Angesicht des neuesten Stunts unserer Rennsemmel anlässlich der 2004er Hüttenzaubertour. Diese zeigte zur Feier des Tages eine noch nie gesehene Vorführung. Wir fuhren auf dem Weg parallel zur Autobahn vom Saarbrücker Kreuz Richtung Riegelsberg, also fast die gleiche Route wie bei der Drachenbootanfeuerungsnummer (dies scheint eine gute Stuntroute zu sein). Hinter „Gerhard´s Schranke“ ging es auf einem älteren asphaltiertem Weg locker bergab. Wie schon so oft meldete sich nun das Handy unseres Akteurs. Mit geübten Griff zieht er linkshändig selbiges aus seiner Trikottasche um es gleich ans Ohr zu pressen und mit dem Palaver zu beginnen. Vielleicht verwirrte ihn die Tatsache, dass diesmal nicht wie gewohnt ein weibliches Wesen am anderen Ende der Leitung war, sondern ein Wesen männlichen Geschlechtes. Die Verwirrung veranlasste das Gehirn an die rechte Hand einen Bremsbefehl zu geben, wohl in der Annahme, dass der Weg zu steil und die Fahrt zu schnell sei. Gehorsam schloss sich die rechte Hand und veranlasste ihrerseits die deutschen Hydraulikmarkenstopper das Hinterrad anzuhalten. Dabei driftete die Hinterhand seines Bikes nach rechts zum Wegesrand, wo sich der überflüssige Schotter angesammelt hat. Mit einer einhändigen Gegenlenkbewegung versuchte unser Fahrkünstler wieder auf festeres Terrain zu gelangen. Dabei schaffte er es mehrere Bewegungen gleichzeitig zu vollführen. Er kippte sein Bike nach links in Richtung Asphalt, rief „Wart´emool!“ ins Handy, legte dieses auf der Erde ab und rollte sich selbst zweimal gekonnt über die Schulter ab zum Stand. Das Handy wieder aufnehmen und „Bische noch drahn?“ zu fragen waren Eins. Diese Nummer veranlasste die Truppe zu einem ehrfürchtigen, staunenden Anhalten nebst Applausspendungsaktion. Nach Einschätzung aller hat diese Nummer die größten Aussichten auf den Spitzenplatz unter den TOP TEN der Stuntnummern.

 

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Kapitel 18: Flugtag

Es war einmal in einer nicht lang entfernten Vergangenheit ...
Langsam neigte sich das Jahr 2006 zu Ende nicht ohne noch von einem spektakulären Flugtag gekrönt zu werden. Am 30. September zeigten drei Akteure unabhängig von einander ihre Flugkünste. Als erstes begab sich St.W. anlässlich des St. Wendeler Marathons in die Luft. Bergauf fuhr er seine Gegner in Grund und Boden, um dann auf den Abfahrten seinen Vorsprung wieder zu verspielen. Zuerst bremste ihn ein Plattfuss, dann flogen ihm zweimal seine Trinkflaschen aus den Halterungen und zu guter Letzt legte es ihn an einer ausgewaschenen Stelle des Weges in die Wiese.
Der zweite Flieger war der Autor dieser Zeilen während einer gemütlichen Tour, die uns  über Zweibrücken Richtung Hornbach und später das Bliestal bringen sollte. In Ernstweiler mussten wir an einer Ampel warten, bei Grün fuhr die Truppe los, unser Autor, wie immer, als Vorletzter kurz hinter St.M. Seine Augen schwenkten nach rechts zum Bürgersteig, wo sich eine asiatische Schönheit bückender Weise um ihr Kind kümmerte. Er fühlte sich bei diesem Anblick irgendwie an den aufgehenden Mond erinnert und begann zu träumen. Er war ziemlich überrascht, dass das Rad seines Vordermannes auf einmal so dicht vor ihm war, denn die Truppe hatte abgebremst um nach rechts auf den Weg entlang des Schwarzenbachs abzubiegen. Eine augenblicklich eingeleitete Vollbremsung konnte nicht verhindern, dass sein Vorderrad Kontakt mit der Schaltung des voraus Fahrenden aufnahm. Sein Rad stieg hinten hoch und warf ihn ab. Beim nun mindestens zwei Minuten - behauptet er jedenfalls felsenfest - dauernden Flug versuchte er sich irgendwie an der Sattelstütze oder sonstigen Teilen  des anderen Rades zu halten. Schließlich fand er sich auf der Straße kniend wieder. Sein Rad lag hinter ihm und hatte ebenfalls seine Trinkflaschen weg geworfen, sonst war es unverletzt. Der Flieger hatte leichtere Abschürfungen an beiden Knien, dem linken Ellenbogen und am rechten Unterarm, wo das Muster des Hinterreifenprofils von St.M.´s Rad zu bewundern war. Auf dem rechten Oberarm zeichnete sich ebenfalls das Muster des Hinterreifens ab, welcher die Landung etwas gedämpft hatte. Mit ein paar Pflastern war die Sache schnell behoben und es konnte weiter gehen zur dritten Flugshow dieses Tages. Ob die asiatische Schönheit durch den Anblick dieser Flugeinlage irgend einen Schaden, wie z.B. einen dauerhaft offenen Mund, davon getragen hat ist uns nicht bekannt.
Als Nummer drei tat sich nun Stuntkönig P.J. hervor, er konnte sich eine Probe seines Könnens nicht verkneifen. Am Blieskasteler Hallenbad nahm er nicht wie die Übrigen den asphaltierten Weg, sondern eine Abkürzung über etwas Gras, welches heimtückischer Weise einen kleinen Graben vor seinen Augen versteckte. Sein Vorderrad verliebte sich in den Graben und blieb abrupt stehen. Das Hinterrad bekam von der Sache nichts mit und fuhr weiter, es stieg hoch in die Luft und P.J. über den Lenker ab. Mit einer gekonnten Rolle kommt er wieder auf die Füße. Auch hier ist weiter nichts passiert, von den offenen Mündern eines vorbei spazierenden Pärchens einmal abgesehen.

Angesichts solcher schönen Flüge wollte unser Motocrossfahrer St.M. nicht zurückstehen und ebenfalls etwas aus seiner Trickkiste zeigen. So legte er sich beim Halt an der Kreuzung der Fichtenstraße mit unserem Führer an und sich danach auf den Boden. Ein dickes Knie war die Belohnung.

 

Wie jedes Märchen endet auch dieses mit:
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann biken sie noch heute.

Will be continued!